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Willie Mullins war das Maß aller Dinge

Princess Anne und Willie Mullins bei einer Ehrung zu dessen 100. Festival-Sieg. www.galoppfoto.de - JJ Clark

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 809 vom Freitag, 22.03.2024

Einen Tag Auszeit nahm sich Willie Mullins vergangene Woche beim Festival in Cheltenham: Am Donnerstag gewann der irische Champion kein Rennen. Um zum Finale noch einmal zuzuschlagen. Durch drei Siege inklusive des Cheltenham Gold Cups (Gr. I) durch den Vorjahressieger Galopin des Champs (Timos) wurde seine diesjährige Festival-Bilanz auf neun aufgestockt. Unfassbare 75 Pferde hatte Mullins über die Irische See nach Cheltenham geschickt.  

Von den 27 Rennen an den vier Tagen gingen 18 nach Irland, neun blieben in Großbritannien. Auch bei der Zucht waren die Iren mit zwölf Siegern vorne, elf kamen aus Frankreich, immerhin zwei aus Deutschland, Gaelic Warrior (Maxios) und Lark in the Mornin (Soldier Hollow) und nur zwei aus Großbritannien. Die Dominanz der irischen Ställe - Willie Mullins gewann acht der 14 Gr.-I-Rennen, Gordon Elliott und Henry de Bromhead je zwei - gerade in den tragenden Rennen sorgte natürlich für heftige Diskussionen in den Fachmedien. Auch Julie Harrington, CEO der British Racing Authority (BHA) äußerte sich prominent und kritisch in der “Racing Post”, wobei es auch darum ging, dass viele gute Pferde britischer Besitzer inzwischen in Irland trainiert werden. Durch höhere Preisgelder soll der Hindernissport in Großbritannien weiter gestärkt werden. Von den britischen Trainern konnte nur Dan Skelton mit vier Erfolgen die Fahne hochhalten, Paul Nicholls gewann ein Rennen, Nicky Henderson kein Einziges, er hatte nahezu alle seine Hoffnungen gestrichen, offensichtlich grassiert ein Virus im Stall. 

Nicht nur das sportliche Geschehen warf Fragen auf, geringere Zuschauerzahlen als 2023 könnten auf die exorbitanten Preise für Eintritt, Parken und Essen zurückzuführen sein. Besucher und auch Aktive kritisierten die Politik des Veranstalters. Am Mittwoch etwa waren 46.771 Zuschauer auf der Bahn, 4.000 weniger als im Vorjahr, 2022 waren es sogar 64.431 gewesen. 

Sportlich stand natürlich der Cheltenham Gold Cup (Gr. I) und dessen Sieger Galopin des Champs (Timos) über allem. Der in Frankreich gezogene Wallach im Besitz von Audrey Turley untermauerte seine Stellung als bester Steepler auf langen Strecken auf den Inseln, als er mit Paul Townend im Sattel der Konkurrenz letztlich keine Chance ließ. Als 10:11-Favorit war der Vorjahressieger ins Rennen gegangen, verwies bei seinem zwölften Karrieresieg in dem mit umgerechnet rund 410.000 Euro für den Sieger dotierten Gold Cup Gerri Colombe (Saddler Maker) und Corach Rambler (Jeremy) nach 5300 Metern und 22 Sprüngen auf die Plätze. Das einzige Problem für Galopin des Champs war der reiterlose Fastorslow (Blue Bresil), der ihm in der entscheidenden Phase schon etwas in die Quere kam. Für den 33 Jahre alten Townend war es der vierte Sieg in diesem Rennen und es ist nur logisch, dass der fünfte im kommenden Jahr folgen soll. Willie Mullins kündigte an, dass natürlich eine weitere Titelverteidigung für 2025 angepeilt wird, wobei mögliche Opposition wohl in erster Linie aus dem eigenen Stall kommen wird. 

Galopin des Champs ist ein Sohn des Etzeaner Timos (Sholokhov), der nur eine sehr übersichtliche Karriere als Deckhengst hatte. Zwischen 2013 und 2019 sind bei France-Galop 69 Nachkommen registriert, viele sind nicht im Rennsport aufgetaucht. Er wurde dann nach Tunesien verkauft, ging später nach Libyen, wo er früh einging. 

Willie Mullins sattelte am Freitag noch zwei weitere bemerkenswerte Sieger. Das Triumph Hurdle (Gr. I) für Vierjährige ging an den aus französischer Zucht stammenden Majborough (Martinborough), der erst zum dritten Mal lief, die Farben von John McManus trägt. Seine Mutter ist eine Tochter des Fährhofers Lavirco (Könugsstuhl). Dritter wurde Salver (Motivator), ein Sohn der vom Gestüt Höny-Hof gezogenen Salve Evita (Monsun). 

Ein besonderer Sieger war sicher auch Absurde (Fastnet Rock) im County Handicap Hurdle. Der Sechsjährige im Besitz von Suzannah Ricci hatte im vergangenen August in York das renommierte Ebor Handicap in York gewonnen, war danach nach Australien zum Melbourne Cup (Gr. I) gegangen, wo er zum erweiterten Favoritenkreis gehörte und Achter wurde. Zurück auf der Hürdenbahn hatte er Anfang Februar in Leopardstown auf Gr. I-Ebene Rang vier belegt. 

Aus britischer Sicht war Dan Skelton sicherlich der Gewinner des Festivals. Vier Rennen konnte er für sich entscheiden, das wichtigste war die Ryanair Chase (Gr. I) über 4100 Meter, die der von seinem Bruder Harry gerittene Protektorat (Saint des Saints) gegen den Favoriten Envoi Allen (Muhtathir) für sich entschied. Der neun Jahre alte Wallach, dessen Mutter eine Tochter des in Frankreich aktiv gewesenen Protektor (Acatenango) ist, hatte im November 2022 mit der Betfair Chase (Gr. I) in Haydock zwar schon einmal ein Jagdrennen auf höchstem Niveau gewonnen, doch zuletzt immer Bezwinger gefunden. Er gehört einer Besitzergemeinschaft um den mit seinen Pferden im Moment sehr erfolgsverwöhnten ehemaligen Fußballmanagers Sir Alex Ferguson.

Für Gordon Elliott markierte Teahupoo (Masked Marvel) im Stayers’ Hurdle (Gr. I) den größten Treffer, als er als 5:4-Favorit unter Jack Kennedy zehn Gegnern das Nachsehen gab. Im vergangenen Jahr war er in diesem Rennen Dritter geworden. Für den in Frankreich stehenden Vater Masked Marvel (Montjeu), einen Vertreter der Waldrun-Familie, war es ein weiterer großer Treffer eines seiner Nachkommen. Im geschlagenen Feld war auch Paisley Park (Oscar), dessen Trainerin Emma Lavelle anschließend verkündete, dass damit das Ende seiner Karriere gekommen sei. Der 12jährige, dessen Besitzer Andrew Gemmell blind ist, war über viele Jahre ein extrem populäres Pferd, das Stayers Hurdle, in dem er jetzt zum sechsten Mal angetreten war, hatte er 2019 gewonnen. Insgesamt vier Gr. I-Sieger stehen auf seinem Konto.  

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