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Sir Mark wieder auf Reisen und Alpinista dankt es mit dem Arc-Sieg

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 739 vom Freitag, 07.10.2022

Im 53. Trainerjahr gelingt Sir Mark Prescott der erste Sieg im Prix de l'Arc de Triomphe: Alpinista - hier mit ihrer Besitzerin und Züchterin Kirsten Rausing, Jockey Luke Morris und Pferdeführerin Annabel Willis ©galoppfoto - Jimmy ClarkIm 53. Trainerjahr gelingt Sir Mark Prescott der erste Sieg im Prix de l'Arc de Triomphe: Alpinista - hier mit ihrer Besitzerin und Züchterin Kirsten Rausing, Jockey Luke Morris und Pferdeführerin Annabel Willis ©galoppfoto - Jimmy ClarkHinterher war alles so einfach, und die Geschichte, die die 101. Austragung des Prix de l'Arc de Triomphe schrieb, starrte gerade den deutschen Rennsportfans seit dem letzten Jahr direkt ins Gesicht. Die Frankel-Tochter Alpinista (mehr zum Rennen und ihrer Abstammung an anderer Stelle der Turf-Times) hatte ihre phänomenale Siegesserie zwar nicht in Deutschland begonnen. Hier aber legte sie den Grundstein für den nun sechsten Gr. I-Sieg in Folge, am 08. August 2021, im Longines 131. Großen Preis von Berlin. Sie schlug damals – natürlich- keinen Geringeren als Torquator Tasso; „Ich habe immer gesagt, Alpinista ist meine Favoritin, schließlich hat sie uns schon im letzten Jahr geschlagen“ bekannte Marcel Weiß nach Torquator Tassos hervorragenden dritten Platz am vergangenen Sonntag. 

Eine Ausnahmestute in den Farben von Kirsten Rausing: Alpinista landete mit dem Arc den 6. Gr. I-Sieg in Folge, drei davon gelangen im letzten Jahr in Deutschland. Genau die Rennen, die zuvor auch ihre Großmutter Albanovo gewonnen hatte. ©galoppfoto - Jimmy ClarkEine Ausnahmestute in den Farben von Kirsten Rausing: Alpinista landete mit dem Arc den 6. Gr. I-Sieg in Folge, drei davon gelangen im letzten Jahr in Deutschland. Genau die Rennen, die zuvor auch ihre Großmutter Albanovo gewonnen hatte. ©galoppfoto - Jimmy ClarkEin schlechtes Ergebnis für die Buchmacher ist immer ein gutes Ergebnis für die Wetter; ein Favoritensieg hebt die Stimmung auf der Rennbahn nicht unerheblich. Wenn der Siegtrainer dann noch Brite ist (dessen Landsleute an jedem ersten Sonntag im Oktober in nicht unerheblicher Zahl in den Bois de Boulogne einfallen), erklang nach dem Sieg von Alpinista gar das dreifache „HippHippHurra“.  Als 3.3:1-Favoritin ins Rennen gegangen, brach die Schimmelstute alte Regeln. Sie ist die erste 5jährige Stute seit 1937 (Corrida), die den Arc gewinnen konnte, und vor allem brach sie – zusammen mit Besitzerin Kirsten Rausing – die lebenslange Abneigung ihres Trainers Sir Mark Prescott für Reisen.

Reisen sind nicht seine Sache

Die Gründe, allen voran eine volle Spucktüte, die ihm ein Jockey in einem Flugzeug in die Hand drückte, legte Prescott in einem großen Interview in der Racing Post dar. „Nun, was genau ich damit machen sollte, weiß ich auch nicht, aber so hatte ich es mir nicht vorgestellt.“ Weiter führte er aus: „Vor allem sind es die Rückreisen nach Niederlagen. Ich hatte diese schrecklichen Reisen, bei denen man hermetisch an den Besitzern hängt, das Pferd schlecht gelaufen ist, und dann beim Rückflug das Schweigen deines Besitzers nur alle halbe Stunde durch die Worte „Was haben Sie noch einmal gesagt hat es gekostet, das Pferd hierher zu bringen?“ unterbrochen wird.“ Der Sonntag wurde anders: „Ja, ich werde da sein. Miss Rausing hat darauf bestanden, und sie nimmt es sehr ernst“ bekannte der 74jährige Prescott im Vorfeld des Arc. 

Im Führung schien Alpinista den Regen nicht zu mögen: Im Rennen selbst machte der Frankel-Tochter - hier mit Annabel Willis - weder der Regen noch der aufgeweichte Boden etwas aus. ©galoppfoto - Jimmy ClarkIm Führung schien Alpinista den Regen nicht zu mögen: Im Rennen selbst machte der Frankel-Tochter - hier mit Annabel Willis - weder der Regen noch der aufgeweichte Boden etwas aus. ©galoppfoto - Jimmy ClarkSeit 1970 hält Sir Mark (mit geerbtem Adels-Titel) eine Trainerlizenz; die traditionsreichen Heath House Stables sind Wohnsitz und Arbeitsstätte zugleich und befinden sich zudem in seinem Besitz. 28 Klassische Sieger wurden hier im 19. Jahrhundert trainiert, u.a. auch der große St. Simon. Confidential Lady's Sieg im 2006er Prix de Diane, dem französischen Stuten-Derby, ist Prescotts bisher einziger Klassischer Sieg. Eine Tatsache, die den auf der Insel so beliebten Trainer durchaus umtreibt. Geschichte ist wichtig für den überzeugten Junggesellen, der Hahnenkampf, Stierkampf und die Hetzjagd als seine Hobbys listet. Dessen Liste der großen und größten Siege nicht so lang ist, wie man nach mehr als 50 Jahren des Trainerlebens wohlmöglich vermuten könnte. Acht Siege in sechs individuellen britischen Gr.1-Rennen stehen in seinem Lebenslauf; der erste in den Nunthorpe Stakes (1000m) mit den später als Deckhengst so hochdekorierten Pivotal. Cheveley Parks selbstgezogener Polar Falcon-Sohn konnte auch in den King's Stand Stakes (1000m) punkten; in diesen Farben gewann Confidential Lady besagten Prix de Diane. Für drei weitere einheimische Gruppe I-Siege (darunter zwei Mal in den Champion Stakes) ist Alpinistas enge Verwandte Alborada verantwortlich, vor Alpinista sicherlich das beste Pferd, das Prescott trainiert hat. Alborada ist natürlich eine Halbschwester zu Albanova, Alpinistas zweiter Mutter, die eben die drei Gr. I-Rennen, in denen Alpinista in 2021 triumphierte, im Jahr 2004 gewinnen konnte; natürlich von Sir Mark trainiert.

Das Siegerteam nach dem Arc-Erfolg von Alpinista im 101. Prix de l'Arc de Triomphe: Besitzerin Kirsten Rausing, Trainer Sir Mark Prescott und Jockey Luke Morris. ©galoppfoto - Frank SorgeDas Siegerteam nach dem Arc-Erfolg von Alpinista im 101. Prix de l'Arc de Triomphe: Besitzerin Kirsten Rausing, Trainer Sir Mark Prescott und Jockey Luke Morris. ©galoppfoto - Frank SorgeNun der Arc als Krönung seines (bisherigen) Trainerlebens. „Ich würde trotzdem lieber das Derby gewinnen, aber alle sagen mir, der Arc ist das beste Rennen der Welt.“ Gekleidet eher für einen Ausflug nach Cheltenham, was allerdings zum Wetter bestens passte, konnte ein launiger Sir Mark den Pressetalk nach dem Arc-Sieg mit seinen Anekdoten erheitern. So sehr, dass viele der anwesenden Journalisten den Start des nachfolgenden Gr. I-Rennens verpassten. „Es ist schwer, sich einen besseren Tag als Trainer vorzustellen.“ Bekannte Prescott, „Ich trainiere seit 35 Jahren für Miss Rausing, und ich habe Alpinistas Mutter und Großmutter trainiert. […] Luke Morris ist seit 11 Jahren bei mir.“ 

Der Geschichtenerzähler: Sir Mark Prescott verteilt den berühmten britischen Humor bei seinen Interviews in großen Dosen und ist bei der Presse sehr beliebt, nach dem größten Erfolg seiner Karriere mit Alpinista im Prix de l'Arc de Triomphe war er natürlich besonders gefragt. ©galoppfoto - Frank SorgeDer Geschichtenerzähler: Sir Mark Prescott verteilt den berühmten britischen Humor bei seinen Interviews in großen Dosen und ist bei der Presse sehr beliebt, nach dem größten Erfolg seiner Karriere mit Alpinista im Prix de l'Arc de Triomphe war er natürlich besonders gefragt. ©galoppfoto - Frank SorgePrescott ist als einer der großen Geschichtenerzähler des englischen Sports bekannt; und viele seiner Geschichten sind nicht einmal druckreif. Nichts liebt er mehr, als ein Pferd vor dem Handicapper zu verstecken, um dann eine lange Siegesserie hinzulegen. Geschichten zu diesem Thema sind legendär und füllen die englischen Fachzeitungen, auch Alpinistas direkte Familie ist Teil dieser Legenden. Seit sechs Generationen im Lanwades Stud ist die A-Familie dort beheimatet – Rausing hat die Zucht des Aga Khan als frühe Inspiration ihrer eigenen Interessen bezeichnet, und hält sich bestmöglich an dessen auch in Deutschland verbreitete Praxis, die Anfangsbuchstaben der Mutter bei deren Nachkommen zu verwenden. Nicht nur das, wie Rausing im Racebets Podcast - klick hier - ausführlich erklärte, „ich versuche auch, Themen beizubehalten“ Als Erbin des Tetrapak Vermögens zählt Rausing zu den 150 reichsten Menschen der Welt. Iihr Gestüt, auf dem derzeit u.a. der Deckhengst Sea the Moon beheimatet ist, nennt sich treffend „the independent option“ (Die unabhängige Option); natürlich eine Anspielung auf die Rennsport-Supermächte Godolphin und Coolmore

Alpinista mit ihrer Züchterin Kirsten Rausing nach ihrem Sieg im Prix de l'Arc de Triomphe: Seit sechs Generation ist die A-Familie im Lanwades Stud beheimat. Ursprünglich stammt sie aus der Zucht des Aga Khan. ©galoppfoto - Frank SorgeAlpinista mit ihrer Züchterin Kirsten Rausing nach ihrem Sieg im Prix de l'Arc de Triomphe: Seit sechs Generation ist die A-Familie im Lanwades Stud beheimat. Ursprünglich stammt sie aus der Zucht des Aga Khan. ©galoppfoto - Frank SorgeAls nächste – und letzte - Station könnte nun der Japan Cup anstehen. „Es wird Miss Rausings Adleraugen nicht entgangen sein, dass es einen drei-Millionen-Bonus gibt, für den Sieger des Arc und des Japan Cup.", erkannte Prescott in der Pressekonferenz direkt an dem Arc. Tatsächlich kann es ein 6-Millionen-Bonus werden, da ein solcher auch für den Sieger des Grand Prix de St. Cloud existiert, den Alpinista in diesem Jahr als Jahresdebutantin gewann; tatsächlich ist die Stute seit dem 30.04.2021 und somit seit zwei Rennjahren ungeschlagen. „Es hat bestimmt niemand vermutet, dass es das selbe Pferd sein könnte.“ So Prescott amüsiert. Bereits mit der großen Alborada hatte Sir Mark die Reise nach Tokio angetreten; nur, damit die Stute Tage vor dem Rennen aufgrund einer Verletzung zurückgezogen werden musste. Auch diese Reise natürlich Quelle diverser Anekdoten, die auch Eric Clapton und einen Schlafanfall in dessen Konzert umfassen, und die Prescott mit dem ihm eigenen Schmunzeln zum Besten geben kann. 

Die Realitäten machen auch vor einem legendären Trainer nicht halt. „Auch mit diesen Ergebnissen [dies sagte er allerdings kurz vor dem Arc] ist mein Stall nicht voll, und ich finde keine neuen Besitzer. Vermutlich muss selbst ich netter werden zu den Leuten.“ Der Arc-Sieg hat den Appetit seines Trainers, von dem es auch einen RaceBets-Podcst - klick hier - gibt, wieder neu befeuert. „Mein armer Assistent wird den Sieg nicht gerne gesehen haben, nun werde ich wohl doch noch einige Jahre weiter machen.“ 

 

                                              Catrin Nack

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