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Cheltenham Countdown - Teil 2

Cheltenham ist das Mekka des Hindernissports in England. www.galoppfoto.de - Balogh

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 201 vom Donnerstag, 09.02.2012

Vom 13. bis zum 16. März findet in Cheltenham wieder das populäre Festival des Hindernissports statt. In der letzten Ausgabe haben wir eine Serie begonnen, in der wir Ihnen die Hindernis-Stars vorstellen, die England-Expertin Catrin Nack hilft uns dabei "auf die Sprünge" und stellt die wichtigsten Rennen und ihre Favoriten vor.

Auch wenn das Wetter auf den Inseln zur Zeit den National-Hunt „Betrieb“ arg dezimiert, so fand mit der Tied Cottage Chase im irischen Punchestown am Sonntag genau das richtige Rennen statt, ist es doch eine wichtige Vorprüfung auf die Queen Mother Champion Chase, dem Hauptrennen des zweiten Tages des Cheltenham Festivals. Auch wenn in Irland de facto nur zwei Pferde liefen (der dritte Starter war ein 100:1 Außenseiter), so trafen sich mit Sizing Europe und Big Zeb der amtierende und entthronte Champion Chaser, ein echtes Duell also. Doch was als spannender Endkampf zu erwarten war, wurde eine atemberaubend leichte Angelegenheit für den amtierenden Champ Sizing Europe, der den 20:10 Favoriten Big Zeb mit rund 15 Längen in Grund und Boden galoppierte und nunmehr seine Stellung an der Spitze des Wettmarktes zementierte.


Die Büste von Queen Mum in Cheltenham. Foto: JJ ClarckDie Büste von Queen Mum in Cheltenham. Foto: JJ ClarckDie Queen Mother Champion Chase, in diesem Jahr vom Buchmacher sportingbet gesponsort, ist die Krone der Zwei-Meilen-Chaser, der Sprint-Klasse des National Hunt. Das Rennen wurde im Jahre 1959 zum ersten Mal – damals noch mit einem anderen Namen - ausgetragen und erst 1980, dem Jahr des 80. Geburtstages der Queen Mum, der Mutter der regierenden englischen Königin Elizabeth II, in den heute so geläufigen Titel umbenannt. Mit diesem Namen der wichtigen Prüfung brachte der englische Nation Hunt-Sport der so beliebten Patronin des Sports all seinen Respekt entgegen. Zusätzlich ziert eine Bronze-Büste der Queen Mum den Führring von Cheltenham.


Das Rennen wird auf dem Old Course der Rennbahn ausgetragen, es werden 12 Hindernisse genommen. Nach Kontroversen mit dem vorletzten Sprung dieses Kurses, welcher bergab in hohem Tempo gesprungen werde musste und eine auch statistisch gesehen sehr hohe Anzahl von schweren Stürzen hervorrief, wurde dieser nun in die Zielgerade hinein versetzt, so dass die Pferde wieder „bergauf“ springen und einen fairere Chance haben, das Hindernis zu bewältigen. Genau wie die in der letzten Woche besprochenen Champion Hurdle ist auch die Champion Chase ein Rennen für echte Spezialisten, und die Siegerlisten zieren viele mehrfache Sieger, allen voran den dreifachen Sieger Badsworth Boy. Unter der Regie des „mad genius“ Michael Dickinson gewann der Braune das Rennen in den Jahren 1983-1985, im letzten Jahr allerdings bereits im Namen von Dickinsons Mutter Monica, nachdem sich Michael dem Flachrennsport zugewandt hatte (nach einer Saison als Trainer für Robert Sangster, in der rein gar nichts zusammenlief, verliess Dickinson England und wurde Flachtrainer in den USA, wo er u.a. Da Hoss zu einem Doppel-Sieg in der Breeders' Cup Mile führte. Heute konzentriert er sich auf den Verkauf seines in rund zehnjähriger Arbeit entwickelten Tapeta-Bodenbelages für Rennbahnen). Dickinson selber hatte allerdings 1982 mit einem anderen Pferd die QM Chase gewonnen, so dass der Name „Dickinson“ 4 Jahre in Folge die Siegerlisten ziert.

Andere großartige Doppel- Sieger des Rennens waren Fortria Anfang der 60iger Jahre, nach dem noch heute ein Rennen in Irland benannt ist,  Skymas und Hilly Way in den 70iger Jahren, und Pearlyman, der sich später in eben diesem Rennen so schwer verletzte, Barnbrook Again für die Legende, die da David „Desert Orchid“ Elsworth heißt  (der im Übrigen auch in der QM Chase lief, sie aber nie gewann), der kleine Kämpfer Viking Flagship für David „The Duke“ Nicholson, dem Lehrmeister des heutigen Spitzentrainers Alan King.  Und natürlich Moscow Flyer, der nun die Besucher im Irischen Nationalgestüt anziehen soll, seiner neuen Heimat, nachdem er seine Box beim Irish Horse Trust für wirklich „bedürftige“ Pferde geräumt hat. Zudem der großartige Master Minded, der sich aktuell nach seiner schweren Verletzung, die er sich in Kauto Stars King George zugezogen hat, in einer Klinik in Newmarket erholt; die Racing Post  berichtet regelmäßig über seine Fortschritte und brachte vor einigen Tagen sogar ein Photo aus dem Pferde-Hospital.


Sizing Europe mit Andrew Lynch als Sieger der Irish Independent Arkle Challenge Trophy in Cheltenham 2010. www.galoppfoto.deSizing Europe mit Andrew Lynch als Sieger der Irish Independent Arkle Challenge Trophy in Cheltenham 2010. www.galoppfoto.deDie anstehende Austragung des Rennens könnte also mit Big Zeb und allen voran Sizing Europe einen erneuten Doppel-Sieger hervorbringen. Beide führen auch nach dem eher einseitigen Ausgang der Tied Cottage Chase den Wettmarkt unangefochten an; Konkurrenz kommt von englischer Seite aus dem Stall von Nicky Henderson mit Finian´s Rainbow, einem sogenannten „Second Season Chaser“, im letzten Jahr Zweiter in der Arkle Chase, der Zwei-Meilen-Prüfung für Novice (Nachwuchs)-Chaser.  Da ist natürlich die Erfahrung immer ein Faktor, und die Klasse gegen die etablierten Stars nicht garantiert. Selbiges gilt für den im Wettmarkt folgenden Peddler´s Cross, der zwar über eine große Klasse verfügt, aber bisher diese über die großen Sprünge noch nicht schlüssig unter Beweis gestellt hat. So musste er u.a. eine herbe Niederlage gegen Sprinter Sacre hinnehmen, und der wird sicher in der Arkle Chase antreten, was auch nach wie vor die logischere Option für Peddler´s Cross wäre. 

Wie schon in der letzten Woche, so scheint auch hier der Favorit eine fast sichere Wahl zu sein, auch wenn in einem Rennen über die schweren Sprünge ein Fehler über Sieg oder Niederlage/Sturz entscheiden kann. Doch da Sizing Europe in seiner Karriere erst einmal (vor Jahren, und dann unglücklich über Hürden) gefallen ist, sollte man sich in diesem Bereich keine zu großen Sorgen machen. Trainer Henry de Bromhead, einer der jüngeren Garde der aufstrebenden irischen Trainer, hat es verstanden, den mächtigen Dunkelbraunen von Jahr zu Jahr zu steigern. Jetzt zehnjährig scheint er sich auf dem Höhepunkt seines Leistungsvermögens zu befinden. Big Zeb, nun mit elf Jahren fast schon eine Veteran und vorbereitet von Colm Murphy, wie de Bromhead der neuen Grade der irischen Trainer angehörig, muss nun nach der Niederlage zeigen, was noch in ihm steckt; aber auch seine Siege in dieser Saison gegen den deutsch gezogenen Noble Prince, der anschließend einer Luftoperation unterzogen wurde, konnten (leider) nicht wirklich überzeugen.  „Überraschen“ könnte vielleicht der von Henrietta Knight trainierte Somersby, der kürzlich in Ascot ein gutklassiges Rennen sehr überzeugend gewann. Allerdings ist er in Cheltenham noch sieglos, auch wenn sich sein zweiter Platz in der Arkle Chase in 2010 zu eben Sizing Europe natürlich heute ganz ausgezeichnet liest.
Weitere Highlights des zweiten Tages sind ein Grade 1-Rennen für Hürdler, und mit der ebenfalls zur höchsten Kategorie zählenden RSA Chase der sogenannte „Gold Cup für Staying Novice Chasers“, für Nachwuchs-Pferde über weitere Wege, die dann schon in 2013 im Gold Cup selber antreten könnten. Hier könnte u.a. Grands Crus an den Ablauf kommen, der in dieser Saison mit drei eindrucksvollen Siegen zu den führenden Nachwuchs-Chasern zählt, aber auch eine Option für den Cheltenham Gold Cup selber hat. Das Rennen steht den Novices prinzipiell offen, sie haben aber in dem Rennen keinen guten Schnitt. Ein Pferd ist in seiner ersten vollen Saison über die entsprechenden Sprünge ein „Novice“ und darf nur in dieser Saison in dieser Klasse laufen. Diese Rennen machen einen großen Anteil  des Renn-Kalenders aus haben natürlich durchaus ihren Sinn.

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