2010-06-05, Epsom Downs, 5. R. - Investec Derby

Die Zeit in einem Galopprennen spielt zumindest in Europa eine ziemlich untergeordnete Rolle. Das hängt natürlich damit zusammen, dass alle wichtigen Rennen in der Alten Welt auf Gras gelaufen werden. Und dieser Untergrund wechselt in seiner Beschaffenheit von Tag zu Tag, im Gegensatz zu Sand oder künstlichem Grund. So werden Zeiten, besonders im Training, in Nordamerika weitaus wichtiger genommen und in der rennsportlichen Öffentlichkeit auch genauestens registriert. Trotzdem ist es bemerkenswert, wenn der aktuelle Sieger im Epsom Derby eine neue Bahnrekordzeit aufgestellt hat. Die 2:31,33 Minuten, in denen Workforce die Konkurrenz in dem Klassiker pulverisierte, sind auf den ersten Blick gar nicht so aufregend - Hamburger Derbys wurden teilweise schneller gelaufen. Der Rekord von Belenus aus dem Jahre 1999 steht bei 2:25,1 Minuten. Doch ist der Kurs in Horn wesentlich flacher als der von Epsom, dort geht es rauf und runter, das Profil der Bahn ist ein anderes. Workforce war über fünf Sekunden schneller als Sea The Stars im Jahre 2009, doch wäre es sicher verfehlt, diese beiden zu vergleichen. Möglicherweise war das Derby 2009 stärker besetzt, denn die Tatsache, dass ein Tempomacher Zweiter wird, gibt schon zu denken.

Workforce war erst zum dritten Mal in seiner Laufbahn am Start, ein Sieg in einem Maidenrennen über 1400 Meter in Goodwood letzten Herbst, Platz zwei zum tags darauf im Prix du Jockey-Club enttäuschenden Cape Blanco in den Dante Stakes, das war es. Seine weiteren Reserven sind nur zu ahnen.

In einem Jahr mit einer großen Präsenz der deutschen Vollblutzucht weltweit, machte auch das Epsom Derby keine Ausnahme. Die drei Erstplatzierten haben Väter mit deutschen Wurzeln und bei dem Sieger taucht auch noch Star Appeal im Pedigree auf. Workforce hat, selten genug bei einem Juddmonte-Pferd, King's Best zum Vater. Der erlebt gerade großartige Tage, ist doch sein Sohn Eishin Flash vorletzte Woche im Japanischen Derby erfolgreich gewesen. King's Best steht für 15.000 € im Haras du Logis von Julian Ince in Frankreich. Nach acht Jahren im Kildangan Stud war er letztes Frühjahr dorthin gewechselt und ist in der schmalen Spitze der in Frankreich stationierten Hengst schon eine Bereicherung. Allerdings hat er auch etwas unterschiedlich vererbt. Proclamation und Creachadoir waren frühe Gr. I-Sieger, in Australien, wohin er mehrfach geshuttelt ist, hat er zwar 245 Fohlen hinterlassen, aber auf dem Kontinent bislang noch keinen einzigen Black Type-Sieger. Ein ähnlicher Ausfall war sein Jahrgang 2006: 108 Fohlen, aber nicht einmal ein Listensieger. Gedeckt hat er jedes Jahr stets weit mehr als einhundert Stuten. In Deutschland hat er mit Cabimas und Seventh Sky gerade zwei Dreijährige mit Derby-Ambitionen auf der Bahn.

Die Mutter Soviet Moon ist nicht gelaufen, hat aber eine tadellose Abstammung. Ihre Mutter Eva Luna (Alleged) hat die Park Hill Stakes (Gr. III) gewonnen, ist Mutter von Brian Boru (Sadler's Wells), ein vierfacher Gr. I-Sieger, u.a. im Englischen St. Leger, Deckhengst im Beeches Stud in Irland. Weitere Geschwister von Soviet Moon sind die Prix de Royallieu (Gr. II)-Siegerin Moon Search (Rainbow Quest), die Listensiegerin Kitty O'Shea (Sadler's Wells) und die gruppeplatziert gelaufene Kushnarenkovo (Sadler's Wells). Eva Luna ist Halbschwester von Rougeur (Blushing Groom), Listensiegerin in den USA und Mutter der Kentucky Oaks (Gr. I)-Siegerin Flute (Seattle Slew). Die nächste Mutter Media Luna (Star Appeal) war Zweite in den Epsom Oaks (Gr. I). Einer ihrer Brüder, Honorius (Hornbeam), veredelte vor Jahren die österreichische Vollblutzucht.