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Post aus Prag: Fast wie das Fußball-Wunder von Leicester

Der überraschende Sieger in den 2000 Guineas von Ungarn: My Luck unter Csenge Suták, links daneben Trainer Ferenc Csupor. Foto: fotovolf.com - Václav Volf

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 417 vom Donnerstag, 12.05.2016

Irgendwie erinnerte es fast an das Fußball-Wunder von Leicester, was sich da am letzten Sonntag auf der Budapester Rennbahn Kincsem Park abspielte. Im klassischen Nemzeti Díj, den ungarischen 2000 Guineas (1600 m, ca. 11 800 Euro) setzte sich der Riesenaußenseiter My Luck (Steady As A Rock) aus der eigenen Zucht des Gestüts Bábolna mit der jungen Reiterin Csenge Suták durch. Der Trainer Ferenc Csupor konnte sein Glück kaum fassen. Der vorher nur in einem Ausgleich II platzierte My Luck hatte im knappen Einlauf einen Hals Vorteil vor Origami (Out Loud) und eine Nase dahinter machte der dritte Cracker Jack (Steady As A Rock) den „1-3“ Einlauf von in Ungarn gezogenen Pferden perfekt. Der aus dem Gestüt Hachtsee stammende Favorit Dragon Hunter (Touch Down) musste sich mit dem vierten Platz zufriedengeben. Das siegreiche Team bekam von den fast 5.000 Zuschauern einen Empfang wie in den besten Zeiten von Overdose, Kincsem Park platzte aus allen Nähten.

Ein Double der einheimischen Zucht gab es allerdings nicht. Im Hazafi Díj, den 1000 Guineas (1600 m, ca. 6000 Euro) blieben die Favoritinnen Adél (Steady As A Rock) und die Tochter der klassischen Siegerin Crimson Cristály (Out Loud) deutlich hinter den Erwartungen. Einen lockeren Sieg holte sich Magic de Paris (Great Journey) aus dem Stall 3+1 Kft. unter Goran Mesetovic, ein 5.000 Euro-Kauf aus der Arqana Autumn Mixed Sale in Deauville. Auf den Geldrängen landeten Spider Girl (Majestic Missile) und Hajeer (Cape Cross). Von den vier in Deutschland geborenen Stuten wurde die im Gestüt Eulenberger Hof gezogene Miss Vikaniko (Lord Of England) in den „Alfkona-Farben“ des Stalles Ramona Racing Fünfte.

Einen packenden Stuten-Klassiker sah man letzten Sonntag auch in Prag. Als Favoritin des Jarní cena klisen (Czech 1000 Guineas, 1600 m, 550 000 Kronen) ging die in der Zucht von Matthias Seeber geborene ungeschlagene Winterkönigin Skara (Clodovil) aus der Familie von Star Appeal an den Start, sie musste aber ähnlich wie der Winterfavorit Lagaro vor zwei Wochen eine Niederlage einstecken und wurde nur Vierte. Zur klassischen Siegerin avancierte die für 13 000 Euro in Irland gekaufte Partyday (Footstepsinthesand), deren Halbschwester Jolie’s Legend (Oratorio) vor einigen Jahren über die BBAG nach Tschechien kam. Die Stute des Stalles Partyday.cz aus dem Training von Helena Vocásková machte auf sich bereits Mitte April mit einem Kanter-Sieg über einige Pferde mit Derby-Nennungen auf sich aufmerksam. Auch diesmal hatte sie mit Jockey Jan Rája keine größeren Probleme und hielt bis zum Ende die Trial-Siegerin Sedmikraska (Excellent Art) in Schach. Dritte wurde die in Tschechien geborene Venillia, eine Tochter der klassischen Siegerin Vinnah und des Monsun-Sohnes Rosensturm, der seine Karriere frühzeitig nach dem Sieg in den Slowakischen 2000 Guineas beenden musste und dessen Nachkommen in beiden Ländern immer erfolgreicher in Flach-, sowie in Hindernisrennen sind.

Inzwischen hat auch die Hindernissaison in Pardubitz begonnen. Mit dem Sieg des 7-jährigen Brog Deas (Arakan) gab es gleich beim Auftakt ein gelungenes Comeback eines Gd1-Siegers aus Italien zu sehen, im Hauptrennen Preis der Stadt Pardubitz über 4500 Meter meldete sich jedoch ein etwas überraschender Name zu Wort. Der im Gestüt Idee geborene und früher in den Darboven-Farben laufende Power Zar (Desert Prince) siegte mit Josef Vána jr. in überlegender Manier mit 5 Längen vor dem Favoriten Charme Look (Look Honey). Im Training von Josef Vána sr. befand sich bereits seine Halbschwester Power Eva (Ransom O’War) und vor allem einige andere Verwandte aus der Familie Prairie wie der tschechische Derbysieger Poderoso (Brief Truce), der fünfte aus der Gr. Pardubitzer Pocci (Lomitas) oder der Winterfavorit Pokerfox (Dashing Blade), alle auch über die Pardubitzer Sprünge erfolgreich.

Der 7-jährige Power Zar sah lange nicht wie ein weiterer Teil dieser Erfolgsstory aus, konnte in den letzten drei Jahren nur drei kleinere Hindernisrennen in Most gewinnen. Josef Vána sah in ihm jedoch stets ein Pferd mit Potential für die Große Pardubitzer und dieser Sieg scheint ihm recht zu geben. Nun sollte Power Zar diese Form noch in einem der Qualifikationsrennen bestätigen. Vor der Saison wollte Vána den Wallach dem größten Galoppklub im Lande, der unter den Flügeln der Tageszeitung Sport entstanden ist und von den Lesern ins Leben gerufen wurde, zur Verfügung stellen. Ein weiteres Projekt, das mehr Menschen auf die Rennbahnen locken soll – allerdings hat man am Ende ein anderes Pferd genommen.

Vána ist übrigens einer von drei Trainern aus der Region, die am Mittwoch eine Nennung für den Prix de l‘ Arc de Triomphe abgegeben hatten. Sein Hoffnungsträger ist der amtierende Sieger des Tschechischen Derby Touch Of Genius (Galileo), der sein Debüt auf der Blacktype-Szene Ende Mai in Mailand abgeben soll, hat aber bereits letztes Jahr in Prag Meandre geschlagen. Das zweite in Tschechien trainierte Pferd mit einer Arc-Nennung ist der dreijährige Gontchar (Champs Elysees), von Arslangirej Savujev für Valentin Bukhtoyarov vorbereitet. Mit dem gleich alten Caccini (American Post) aus dem Stalle Roslonce – Pegaz ist auch Polen dabei. Trainer Adam Wyrzyk will die Klasse seines Hengstes vorläufig im Großen Preis von Berlin testen.

 Martin Cáp, Prag

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