Deutsche Träume in Paris

Der Galoppsport lebt von großen Träumen. Der Traum, einmal den ganz großen Sieg eines eigenen Galoppers miterleben zu dürfen, motiviert viele Besitzer von Vollblütern, ihr eigentlich Jahr für Jahr defizitäres Hobby fortzuführen. Selten werden solche Träume wahr, doch manchmal eben doch.

Die Familie Volz aus dem badischen Achern lebt seit anderthalb Jahren, als sie auf der Baden-Badener  Frühjahrsauktion die damals zweijährige Stute Danedream für nur 9.000 Euro erwarb, diesen Traum, der an diesem Wochenende seinen Höhepunkt finden könnte. Die von Peter Schiergen in Köln trainierte Stute wurde am Donnerstag für eine Gebühr von 100.000 Euro nachträglich in das Starterfeld des Prix de l’Arc de Triomphe (beim Klick auf den Renntitel gibt es mehr Infos | Gruppe I, 2400m, 4 Mio. Euro), des bedeutendsten Galopprennen Europas auf der Pariser Rennbahn Longchamp, eingetragen und soll unter Jockey Andrasch Starke den Kampf gegen die europäische Elite auf der Steherdistanz aufnehmen. Deutschland wartet seit 1975 - damals mit dem Sieger Star Appeal - auf einen zweiten Erfolg in dieser seit 1920 ausgetragenen Prestigeprüfung.

Trotz ihrer beeindruckende Siege im diesjährigen italienischen Stutenderby und den Gruppe I-Rennen in Hoppegarten und Baden-Baden, wo sie ihre Konkurrenten jeweils überlegen abfertigte, reist die unscheinbare Pferdedame als Außenseiterin nach Paris. Doch hat Danedream nicht nur die Fachwelt, sondern auch ihre engste Umgebung stets aufs Neue überrascht (Andrasch Starke: „Ich weiß gar nicht, woher sie die Kraft im Rennen nimmt. Im Training merkt man nichts davon“), so dass Optimisten ihr dies auch im Arc zutrauen.

Ein Besitzanteil von 50% wurde vor dem Arc-Start an den Japaner Teruya Yoshida verkauft, so dass sie als Deutsch-Japanerin ins Rennen gehen wird. Sie trifft auf starke internationale Konkurrenten, darunter der britische Vorjahressieger Workforce (Ryan Moore), die bei den Buchmachern favorisierte französische Vorjahresdritte Sarafina (Christophe-Patrice Lemaire) und den seit diesem Jahr in Irland stationierten australischen Crack So You Think (Seamie Heffernan).

Der Waldmark-Sohn Masked Marvel (Montjeu) wurde für 100.000 Euro für den Arc nachgenannt: Unser Bild zeigt eine aktuelle Aufnahme des Englischen St. Leger-Siegers. Foto: privatNeben Danedream gab es mit dem Waldmark-Sohn Masked Marvel (Montjeu) und Meandre zwei weitere Nachnennungen für das 16-köpfige "Arc"-Feld.

Insgesamt werden an diesem Wochenende in Longchamp wieder Grand Prix Höhepunkte am laufenden Band ausgetragen. Mehr als 7 Mio. Euro an Preisgeldern werden ausgeschüttet. Auch im Rahmenprogramm versuchen deutsche Galopper einen Teil dieses üppigen Preisgeldkuchens abzubekommen. Neben Danedream starten zehn weitere Deutsche in den Pariser Rennen, davon vier (Tres Rock Danon, Alianthus, Julie’s Love und Djumama) in tragenden Gruppe I-Prüfungen des Sonntags. Zum Favoritenkreis gehört allerdings kein einziger Deutscher im jeweiligen Rennen.