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Danedram auf Acatenangos Spuren

Danedream - hier bei ihrem Arc-Sieg in Longchamp - läuft am Sonntag im Grand Prix de Saint-Cloud. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

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Turf aktuell

Mit dem 6. Juli 1986 wird heute vermutlich nicht mehr jedermann sofort etwas verbinden. Deutsche Turf-Fans allerdings schon, zumindest nach kurzem Überlegen und der Zusatzinformation, dass es sich um einen SonntaSaint-Cloudg handelte. Ein solches Datum „riecht“ nach Derby-Tag, und ein solcher war es. Doch nicht die Tatsache, dass an diesem heißen Sommertag der 9000 DM-Schnäppchenkauf namens Philipo die Sternstunde seiner kurzen Karriere auf dem Horner Moor erlebte und den Derby-Sieg feiern konnte, macht diesen Tag für deutsche Turf-Fans so unvergesslich, sondern ein anderes Ereignis, das sich 900 Kilometer südwestlich von Hamburg auf der Rennbahn in Saint-Cloud ereignet hatte und sich damals wie ein Lauffeuer am Derby-Tag auf der Hamburger Rennbahn herumsprach. Erstmals hatte ein deutscher Vollblüter den Grand Prix de Saint-Cloud, ein Gruppe I-Rennen über Steherdistanz, gewinnen können. Ein Jahr nach seinem Derby-Erfolg in Hamburg hatte Gestüt Fährhofs unvergessener Acatenango den ersten Erfolg in einer Gruppe I-Prüfung außerhalb der Heimat geschafft und damit ein für die damalige Zeit sensationelles Resultat erzielt. Nach Star Appeals Arc-Sieg im Jahr 1975 war sein Erfolg in Saint-Cloud der erst zweite Sieg eines in Deutschland trainierten Vollblüters in einem französischen Gruppe I-Rennen. In der Folgezeit versuchten vier deutsche Cracks, ihm in Saint-Cloud nachzueifern. Der Erfolg blieb ihnen versagt, Tiger Hill war 1999 als Zweiter hinter dem Japaner El Condor Pasa noch am dichtesten dran.

An diesem Sonntag ist es nun die Surumu-Enkelin Danedream, die den Erfolg des Surumu-Sohnes Acatenango nach 26 Jahren wiederholen will. Die 4jährige Stute, die im Vorjahr mit ihrem Arc-Erfolg bereits in den deutschen Galopper-Olymp aufstieg, schickt sich an, ihren zweiten französischen Gruppe I-Coup im Grand Prix de Saint-Cloud (Gruppe I, 2400m, 400.000€) zu landen. Wie im Arc, wird am Sonntag Andrasch Starke in ihrem Sattel sitzen und den Kampf gegen diesmal nur vier Gegner aus Frankreich aufnehmen. An die Rennbahn in Saint-Cloud hat die von Peter Schiergen in Köln trainierte Danedream zwar schlechte Erinnerungen – dort lief sie am selben Wochenende vor einem Jahr in einem Gruppe II-Rennen für Stuten nur auf Rang 5 und erzielte damit ihre schlechteste Platzierung in der Saison 2011 – doch diesmal sind die Karten neu gemischt.

Drei der vier Gegner in Saint-Cloud mussten Danedreams Überlegenheit im letztjährigen Arc anerkennen und endete mit respektvollem Abstand zu ihr auf den Plätzen 2 (Shareta), 6 (Meandre) und 9 (Galikova). Die Aga Khan-Stute Shareta (Christoph-Patrice Lemaire) startete mit zwei Platzierungen in die neue Saison und konnte dabei noch nicht überzeugen. Auch der Grand Prix de Paris-Sieger des Vorjahres Meandre (Maxim Guyon) konnte in dieser Saison noch keine Bäume ausreißen. Der Schützling von Andre Fabre begann die Saison mit einem 4. Platz in einem englischen Gruppe II-Rennen beim Guineas-Meeting in Newmarket und schaffte auch anschließend in Longchamp auf Gruppe III-Ebene nur Rang 2. Für die letztjährige Vermeille-Siegerin Galikova (Olivier Peslier) markiert der Start am Sonntag das späte Saisondebüt, so dass sich noch nicht einschätzen lässt, wie die Goldikova-Schwester der Gebrüder Wertheimer den Winter überstanden hat.

Flößen diese drei Konkurrenten somit nicht unbedingt Furcht ein und lassen auch den etwas glanzlosen Sieg Danedreams zum Saisondebüt beim Iffezheimer Frühjahrsmeeting auf Gruppe II-Parkett in besserem Lichte erscheinen, so bleibt aus dem Quartett der Konkurrenten noch ein Name übrig, und dieser ist furchteinflößend. Mit Cirrus Des Aigles tritt ein Star der französischen Turf-Szene in Saint-Cloud an. Der von Corine Barande Barbe trainierte Wallach, dem der Start im Arc aus formalen Gründen stets versagt blieb, kann am Sonntag beweisen, dass er eine Arc-Siegerin auf die Verliererstraße schicken kann. Unter seinen 15 Karrieresiegen ragen der Erfolg in den englischen Champion Stakes im letzten Oktober, der Sieg im Dubai Sheema Classic in diesem März und der Ganay-Triumph Ende April heraus, alles Rennen, die er innerhalb der letzten Monate gewann. Der immerhin schon Sechsjährige, der diesmal wieder von Christophe Soumillon geritten wird, da der zuletzt in seinem Sattel anzutreffende Olivier Peslier vertraglich an den Wertheimer-Stall und damit in diesem Fall an Galikova gebunden ist, wird trotz des Starts einer Arc-Siegerin in Saint-Cloud als Favorit antreten. Ein Argument dafür ist auch, dass er die französischen Bummelrennen, die es bei kleinen Felders auf dieser Ebene oft gibt, gewöhnt ist und damit vermutlich besser umgehen kann als Danedream. Die deutsche Hoffnungsträgerin steht am Sonntag somit vor keinem leichten Gang, doch dies ist eine Aussage, die in ganz ähnlicher Form vermutlich auch im letzten Oktober vor dem Arc getroffen wurde.

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