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Dallmayr-Preis mit Derbysieger-Trio und garantiertem deutschen Sieg

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 225 vom Donnerstag, 26.07.2012

Gleich in zweifacher Hinsicht, einer positiven und einer negativen, ist der diesjährige Große Dallmayr-Preis (Gruppe I, 2000m, 155.000€) am Sonntag auf der Münchener Rennbahn bemerkenswert und unterscheidet sich von früheren Austragungen. Zuerst das Negativum: Erstmals in der Geschichte dieser einzigen deutschen Gruppe I-Prüfung auf einer Mitteldistanz fehlt ein ausländischer Gast im Starterfeld. Seitdem die Prüfung 1990 den höchsten Gruppe-Status erhalten hatte, war immer mindestens ein Vollblüter aus dem Ausland angereist. Zehnmal in dieser Zeitspanne musste nach dem Rennen auch das Preisgeld für den Sieg ins Ausland überwiesen werden. Dies kann 2012 nicht passieren, denn diesmal wurden die nach dem letzten Streichungstermin verbliebenen drei Ausländer bei der Vorstarterangabe am Mittwoch aus dem Feld genommen.

Weder wird der irische Vorjahreszweite Famous Name einen neuen Anlauf auf den ersten Gruppe I-Sieg seiner Karriere in München nehmen noch wird das sonst nahezu in jedem Jahr vertretene blaue Godolphin-Dress am Sonntag in Riem erstrahlen. Famous Name zieht einen Start am heutigen Donnerstag in einer Gruppe III-Prüfung auf seiner heimischen Lieblingsbahn Leopardstown vor, während der Godolphin-Kandidat Shimraan nach der langen Pause seit seinen Starts während des Dubai Racing Carnivals noch nicht wieder in Schwung ist. Auch der der dritte avisierte ausländische Vertreter, der Italo-Brite Crackerjack King nimmt sein Engagement in München nicht wahr und zieht einen Start in den Arlington Million in Chicago vor.

Gerade dieser 5jährige Shamardal-Sohn wäre das i-Tüpfelchen für den Dallmayr-Preis gewesen, hätte der Schützling von Marco Botti doch nicht nur für das internationale Element gesorgt, sondern als italienischer Derby-Sieger des Jahres 2010 die Zahl der in Riem startenden Derby-Sieger auf Vier erhöht. Doch auch ohne ihn befindet sich ein Trio aus Derby-Siegern im achtköpfigen Starterfeld und sorgt für die positive Besonderheit der 2012er Auflage des Rennens. Dass sich der deutsche Derby-Sieger des Vorjahres, Gestüt Ravensbergs Waldpark (Eduardo Pedroza), sein diesjähriger Nachfolger Pastorius (Andrasch Starke) und der diesjährige italienische Derby-Sieger Feuerblitz (Robert Havlin) ausgerechnet in einem Rennen auf der 2000m-Distanz treffen, ist eine weitere bemerkenswerte Kuriosität.

Aus diesem Trio dürfte der von Mario Hofer aus Krefeld entsandte Pastorius aufgrund des frischen Hamburger Siegeindrucks und der günstigen Gewichtskonstellation bei den Wettern den meisten Kredit bekommen. Pastorius würde im Erfolgsfall für den ersten Triumph eines deutschen Derby-Siegers in dieser Prüfung seit Einführung des europäischen Gruppe-Systems Anfang der 70er Jahre sorgen. Auch sein Vorgänger Waldpark könnte für dieses turfhistorische Ereignis die Verantwortung übernehmen, doch wartet der Dubawi-Sohn immer noch auf seinen ersten Erfolg seit dem Derby des Vorjahres, zeigte sich zuletzt als Zweiter im Hamburger Hansa-Preis allerdings wieder in aufsteigender Form. Der Big Shuffle-Sohn Feuerblitz, der von Michael Figge vor Ort trainiert wird, konnte im Deutschen Derby als Zehnter seinen vorherigen Derby-Erfolg in Rom nicht bestätigen. So ganz lässt sich sein Erfolg in Italien ohnehin nicht in Relation zu den deutschen Leistungen bringen, so dass der Lokalmatador kaum zu den Favoriten zu rechnen ist. Selbst die Frage, ob er der größte Hoffnungsträger auf einen Münchener Sieg ist, oder ob diese Rolle dem von Wolfgang Figge für den Stall Salzburg vorbereiteten Pakal übernommen wird, hat keine klare Antwort.

Der schon als Youngster zur Spitzengruppe seines Jahrgangs gehörende Lord of England-Sohn Pakal konnte nach Anlaufschwierigkeiten in dieser Saison mit den Bavarian Classic ein Gruppe III-Rennen über Mitteldistanz auf der Heimatbahn gewinnen. „Kein Beinbruch“, wie sein Trainer es ausdrückte, war auch sein Laufen als Zweiter im Bavaria-Preis hinter einem noch nicht erfassten Why Not vor zwei Wochen an gleicher Stelle. Für Pakal wurde schon lange der Dallmayr-Preis als Hauptziel in dieser Saison auserkoren. Es wäre keine Sensation, wenn er für den ersten Münchener Erfolg in dieser Prüfung seit mehr als vierzig Jahren sorgen würde.

Das letzte Mal, dass es in München einen bayerischen Sieg zu feiern gab, datiert aus dem Jahr 1970, als der im August des Vorjahres im Alter von 97 Jahren verstorbene Willy Heßler den Anatol-Sohn Segnes im damals ausschließlich Dreijährigen vorbehaltenen Bayerischen Zuchtrennen als Sieger eines Fünf-Pferde-Rennens vom Geläuf abholen konnte. In Ermangelung von in München trainierten Cracks feierte das begeisterungsfähige Riemer Publikum allerdings in der jüngeren Vergangenheit auch die beiden Erfolge des Schiergen-Schützlings Soldier Hollow wie einen Heimsieg, stand der Hengst doch wenigstens in Münchener Besitz.

Der Wiedinger Soldier Hollow, einziger Doppelsieger in dieser Prüfung in der Gruppe I-Phase des 1990 in diese Kategorie hochgestuften Rennens, ist auch das Vorbild für den Samum-Sohn Durban Thunder (Martin Harley), der am Sonntag versuchen wird, seinen Überraschungssieg aus dem Vorjahr zu wiederholen. Nach seinem enttäuschenden Aufbaustart vor zwei Wochen in Hannover wird der seit dem Winter von Paul Harley in Warendorf trainierte Sechsjährige auch diesmal als Außenseiter ins Rennen gehen.

Ebenfalls nur Außenseiterchancen kann man King's Hall (Adrie de Vries), dem neben Waldpark zweiten Starter von Championtrainer Andreas Wöhler, einräumen. Weder die aktuelle Form noch die beste Karriereleistung als Gruppe III-Sieger am Ende der letzten Saison in Frankfurt räumen dem 4jährigen Halling-Sohn Endkampfchancen ein. Auch der von Peter Schiergen ins Rennen geschickte Theo Danon (Filip Minarik) muss sich steigern, wobei seine letzte Leistung als Zweiter im Dortmunder Gruppe III-Rennen über dieselbe Distanz ihm zumindest Platzgeldchancen einräumt.

Für den Sieger der Dortmunder Prüfung, den von Waldemar Hickst trainierten All Shamar, stand der Dallmayr-Preis auch fest auf der Agenda, doch wurde der Shamardal-Sohn bekanntlich mittlerweile nach Hongkong exportiert, so dass er in München nicht mehr an den Start gehen kann. Hickst ist dennoch in Riem sehr chancenreich mit einem Schützling vertreten und könnte vier Jahre nachdem er mit dem Wiedinger Precious Boy knapp am Sieg vorbeischrammte zu seinem ersten Erfolg als Trainer in dieser Gruppe I-Prüfung kommen. Er schickt den 5jährigen Globetrotter Zazou (Andreas Suborics) nach Riem. Der im Winter an den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow verkaufte Shamardal-Sohn absolviert nach Auftritten in Italien, Hongkong, Frankreich, Dubai und Singapur jetzt seinen ersten Start auf einer deutschen Rennbahn in diesem Jahr. Der ehemalige Derby-Zweite gehört aufgrund seiner internationalen Platzierungen zum engsten Favoritenkreis und dürfte vermutlich am Totalisator die niedrigste Siegeventualquote aufweisen. Doch ein richtiger Siegertyp war er in dieser Saison bislang nicht, so dass auch dieser „halbe Ausländer“ nicht unschlagbar ist.

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