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Ascot trug grün und rosa

Wenn schon, denn schon ... echte Frankel-Fans. www.galoppfoto.de - John James Clark

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 238 vom Donnerstag, 25.10.2012

Ascot hatte nicht mehr und nicht weniger als "The Greatest Show On Turf" angekündigt. Dieses Versprechen wurde gehalten. Dank dem aktuell besten Rennpferd der Welt, das bei allen seinen 13 Starts zuvor ungeschlagen war, oft hoch überlegen. Nun meisterte das "Wonderhorse" auch seine letzte Mission: Unter dem frenetischen Jubel der Fähnchen schwenkenden, begeisterten Zuschauern galoppierte Frankel mit Tom Queally auch zu seinem letzten Erfolg auf der Rennbahn, Sieg Nummer 14. Der letzte seiner Karriere. Ein Fest, das sich auch unsere England-Experten Catrin Nack (Text) und John James Clark (Fotos) nicht entgehen lassen wollten.

Zum Schluß war alles wie immer: Frankel mit Tom Queally führt das Feld an, im Hintergrund ist Pastorius mit Frankie Dettori zu sehen. www.galoppfoto.de - John James ClarkZum Schluß war alles wie immer: Frankel mit Tom Queally führt das Feld an, im Hintergrund ist Pastorius mit Frankie Dettori zu sehen. www.galoppfoto.de - John James Clark

Hier einige Top-Links zu Frankel:

Wonderhorse Frankel - der Rennbahn-Abschied nach seinem 14. Sieg. www.galoppfoto.de - John James ClarkWonderhorse Frankel - der Rennbahn-Abschied nach seinem 14. Sieg. www.galoppfoto.de - John James ClarkDas komplette Frankel-Profil mit allen Rennen, Fotos, Videos und Infos: Klick!

Das Rennen mit Video, Foto-Galerie und Artikeln: Klick!

Der Jubel im Absattelring: Klick!

TV-Dokumentation (19 Minuten) von Alastair Down: Klick!

Nachbericht THE VAULT mit vielen Fotos und Videos: Klick!

Factfile über Frankel, Züchter und Besitzer Khalid Abdullah, Trainer Sir Henry Cecil, Jockey Tom Queally (englisch): Klick!

Ein ganz besonderes Frankel-Fest

Wenn schon, denn schon ... echte Frankel-Fans. www.galoppfoto.de - John James ClarkWenn schon, denn schon ... echte Frankel-Fans. www.galoppfoto.de - John James ClarkEs war nicht so, dass die Erwartungshaltung groß war. Eine Niederlage stand praktisch außer Frage. Die Fan-Schilder und T-Shirts trugen bereits das Datum des - so hoffte man - letzten Triumphes: 20.10. 2012 British - Champion Stakes. Die Rennbahn Ascot, die das Rennen erst im letzen Jahr im Zuge einer Umstrukturierung von Rennen und Renntagen übernommen hatte und nun zum zweiten Mal den British Champions Day austrug (quasi Englands Antwort auf den Breeders’ Cup) war seit Wochen und Monaten ausverkauft. Seit fest stand, dass Frankel, dieses Phänomen auf vier Beinen, seinen Rennbahn-Abschied hier geben würde, waren die Verkaufszahlen in die Höhe geschnellt. In Ascot, wo man eigentlich nach Beschwerden aus dem Publikum die Zuschauerzahl beschränkt hatte, sah sich zweimal gezwungen, diese Zahl doch wieder zu erhöhen; im Endeffekt wurden 32.000 Karten verkauft und insgesamt waren es rund 38.000 Menschen, die dabei sein wollten, wenn Frankel seinen Anspruch, das beste Pferd der Welt zu sein, unumstößlich zementieren wollte.

Dabei standen die Vorzeichen eigentlich schlechter denn je - das Wetter, welches England bereits den nassesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen beschert hatte, ließ auch in den Tagen vor dem großen Finale nicht locker und führte zu bangen Fragen der Fachpresse: weicher, ja sogar schwerer Boden; würde Frankel da überhaupt laufen? Und wenn er denn starten sollte, wie würde dies seine Chancen beeinflussen?  Die Racing-Post spekulierte noch am Freitag auf der Titelseite, dass schwerer Boden zu einer Absage aus dem Camp Juddmonte führen würde. Die Wettervorhersagen waren daher in der Woche zum Samstag Pflichtlektüre für jeden Rennsport-Fan. Doch der große Tag rückte, wenn auch nicht strahlend, so doch trocken und mit der Aussicht auf Sonne heran,  "Teddy" Grimthorpe, der morgens mit eigenem Mess-Stock das Geläuf testete, konnte dann frühzeitig genug Entwarnung geben: Frankel wird laufen. "Es stand eigentlich nie zur Debatte, dass er nicht laufen würde. Sir Henry Cecil war immer der Meinung, dass Frankel keine Probleme haben würde".

So kann ein Jaguar auch Aussehen - in Frankel-Farben. www.galoppfoto.de - John James ClarkSo kann ein Jaguar auch Aussehen - in Frankel-Farben. www.galoppfoto.de - John James ClarkDas war auch gut so, denn Ascot trug grün und rosa. Zu den von der Racing-Post und Qipco verteilten Fähnchen, Schildern und Pins in den Frankel-Rennfarben kam die Kreativität der Fans, die sich mit entsprechenden Söcken, Krawatten, Hüten, Westen – oder gar dem gesamten Baby in einem Strampler in Rennfarben gehüllt - für eigenwillige Farbtupfer auf der Rennbahn sorgten. Ausgestellt wurden zudem ein Jaguar und ein schweres Motorrad, passend in Abdullah-Farben lackiert. Der Champions-Tag war eigentlich ein Frankel-Tag!

Und so tickten die Stunden unaufhaltsam DEM einen Rennen entgegen, wegen dem die Massen gekommen waren, es wurden gestandene Gruppe-Rennen mit Topbesetzung quasi zur Nebensache. Am Champions-Day werden ja die Finale der neugeschaffenen und wie die Englischen Guineas vom Unternehmen Qipco gesponserten Champions-Series in verschiedenen Kategorien - Long Distance, Sprint, Fillies and Mares, Meile (die ehemals mit einem eigenen Renntag bedachten Queen Elizabeth II Stakes waren kurzerhand nach verlegt worden) - gelaufen. Es kamen damit fünf Gruppe-Rennen (davon zwei Gruppe 1 Rennen) zusammen, jedes eine veritable Endprüfung seiner jeweiligen Distanz.

Direkt vor dem Auftritt des Super-Stars kam Excelebration, der zuvor fünfmal gegen den Unbesiegbaren verloren hatte, in der Mile zum Zuge und spielte Frankel direkt das größte Kompliment zu. Und dann kam das Rennen des Tages, die Qipco Champion Stakes, sogar mit einem deutschen Gegner: Pastorius. Schon zum vorherigen Rennen hatten sich die Fans in Scharen am Pre-Paradering versammelt, um einen Blick auf den Rock-Star des Rennsports zu erhaschen. Geleitet von seinem Halb-Bruder und Sparring-Partner Bullet Train, ging ein Raunen durch die Menge, als Frankel den Vor-Führring betrat, und eine Welle vom Applaus, als er in den eigentlichen Führring kam. Sir Henry Cecil, nach wie vor stark von seinem Kampf gegen den Magenkrebs gezeichnet, ließ es sich aber nicht nehmen, seinen Crack selber zu satteln, zwar fragil, schritt er fester als noch in York aus und brauchte auch nicht die Hilfe eines Gehstockes.

Es hatte, wie schon gesagt, im Vorfeld unendliche Diskussionen gegeben, dass Frankel hier nun mit Cirrus des Aigles seinen schwersten Gegner treffen würde - weiterhin traten Nathaniel, eben Pastorius, Master of Hounds und als Pacemaker Bullet Train an. Und dann kann es alles zwar irgendwie wie erwartet, aber doch anders. Zum kollektiven Entsetzen der Massen verschlief Frankel den Start und sprang einige Längen hinter dem Feld ab, sein Pacemaker war sich seiner Rolle dann unsicher, und so ergriff Peslier auf Cirrus des Aigles resolut das Kommando, führte das Feld in einem mäßigen Tempo in die Gerade, um da noch einmal abzuspringen. Frankels ständiger Pilot Tom Queally hatte seinen Hengst nach dem vermasselten Start erst einmal auf die Beine kommen lassen, führte ihn dann in Ruhe außen um das Feld herum und befand sich in der Geraden in Angriffsposition  - "the stage was set".

Frankel und Cirrus des Aigles haben es spannend gemacht. www.galoppfoto - John James ClarkFrankel und Cirrus des Aigles haben es spannend gemacht. www.galoppfoto - John James Clark

Peslier entlockte seinem kampferprobten Partner alle Reserven, aber der mächtige Abdullah-Hengst hatte Fahrt aufgenommen und es gab kein Halten mehr - unter dem unbeschreiblichen Jubel und den Anfeuerungs-Rufen der Zigtausenden schob sich Frankel näher und näher an seinen Gegner, und sollte es je einen kurzen Moment gegeben haben, an dem eine Niederlage möglich schien, so löste sich dieser direkt in die gloriöse Gewissheit des sicheren Sieges auf. Aber es wurde ein Rennen, und zum ersten Mal seit langem wurde Frankel von einem Gegner, der mit einem 130iger Rating in Rennen gekommen war, wirklich gefordert, die Peitsche krachte ein-zwei Mal energisch auf seinen Rücken, doch dann löste sich Frankel, und alles war perfekt - der Tag, sein Rekord, das Pferd ! 

"The Last Mission": Von den beiden Halbbrüdern Bullet Train mit Ian Morgan (l.), der den Pacemaker gab, und Superstar Frankel mit Tom Queally erfolgreich erfüllt. www.galoppfoto.de - John James Clark"The Last Mission": Von den beiden Halbbrüdern Bullet Train mit Ian Morgan (l.), der den Pacemaker gab, und Superstar Frankel mit Tom Queally erfolgreich erfüllt. www.galoppfoto.de - John James ClarkJockey Tom Queally - nach eigenem Bekunden kein Showmann - kostete diese letzte Möglichkeit auf Frankel so lange wie nur möglich aus:  "Ich bin die Gerade noch ein wenig weiter herunter geritten, es ist natürlich, was die Leute wollen, aber es bedeutete auch, dass ich 20 Sekunden länger auf seinem Rücken verbringen konnte."
Auch wenn Teile der Presse - und auch Clare Balding im BBC - immer wieder die Karotte der Hoffnung, Frankel könnte noch eine weitere Saison im Training bleiben, geschwungen hatte, so wurde nach dem Rennen direkt verkündet, dass Frankel sein letztes Rennen gelaufen war - 14 Starts und 14 Siege, und kein Superlativ, welches für dieses Pferd nicht bemüht worden war. Und er ist das alles und noch viel mehr - sicher eines der hochklassigsten Pferde unserer Zeit, ein Superstar.

 

"Wir werden ihn nun abtrainieren, und dann wird er nach Banstead Manor umziehen." so Grimthorpe . Über die mögliche Decktaxe des Galileo-Sohnes, der aus einer Danehill-Mutter also doch noch ein irisches Element mitbrachte, darf zurzeit noch spekuliert werden. Das ist auch Zukunft. Noch dürfen wir schwelgen in den frischen Erinnerungen an ein perfektes Rennpferd, welches uns über drei Rennjahre hinweg wieder und wieder begeisterte. Geleitet von einem Meistertrainer, dem es vergönnt war, im Zenith des Lebens noch einmal ein Pferd mit seinem ganzen Können, seiner Erfahrung, seiner unnachahmlichen Einfühlsamkeit ganz nach oben zu führen; und so wie wir die Generation vor uns beneiden, einen Nijinsky, einen Mill Reef gesehen zu haben, so wird man uns beneiden, dass wir einen Frankel erleben durften.        

 

Frankel und der Siegerschluck aus dem Eimer: Mit Trainer Sir Henry Cecil und Besitzer Khalid Abdulla (3. u. 4. v. r.) nach seinem 14. und letzten Rennen. www.galoppfoto.de - John James ClarkFrankel und der Siegerschluck aus dem Eimer: Mit Trainer Sir Henry Cecil und Besitzer Khalid Abdulla (3. u. 4. v. r.) nach seinem 14. und letzten Rennen. www.galoppfoto.de - John James Clark

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