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Novellist auf den Hufspuren Acatenangos in Saint-Cloud

Acatenango im Portrait - 2003 in Fährhof. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

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Turf aktuell

Vor 27 Jahren, als zum ersten und bis zum Sonntag einzigen Mal ein Deutscher in Gestalt des Fährhofers Acatenango den Grand Prix de Saint-Cloud auf der französischen Rennbahn im Westen des Pariser Großraums gewann, fand diese Steherprüfung der europäischen Spitzenklasse parallel zum Deutschen Derby am ersten Juli-Sonntag statt. Die Aufmerksamkeit deutscher Turf-Fans galt daher primär dem heimischen Saisonhöhepunkt in Hamburg-Horn, doch sprach sich das außergewöhnliche Ereignis eines deutschen Gruppe I-Erfolges in Frankreich, das in seiner damaligen Bedeutung aus heutiger Perspektive nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, waren Starts deutscher Cracks in französischen Gruppe-Rennen zu dieser Zeit eine absolute Rarität und Erfolge dementsprechend noch weit seltener, wie ein Lauffeuer auf der Hamburger Rennbahn herum.

Die 2013er Auflage des Grand Prix de Saint-Cloud (Gruppe I, 2400m, 400.000€) hatte nicht die Konkurrenz der Derby-Woche, so dass schon im Vorfeld der Start des von Andreas Wöhler nach Saint-Cloud entsandten 4jährigen Hengstes Novellist entsprechende Aufmerksamkeit unter deutschen Turf-Fans auf sich gezogen hatte. Mit Ryan Moore im Sattel sollte der Monsun-Sohn endgültig seine Zugehörigkeit zur europäischen Steher-Elite unter Beweis stellen. Dazu hätte in der von elf Vollblütern bestrittenen Prüfung schon eine Platzierung unter den ersten Drei gereicht, doch der letztjährige Derby-Zweite gab sich nicht mit einer achtbaren Vorstellung zufrieden, er wandelte in Acatenangos Hufspuren und sorgte für den zweiten deutschen Erfolg der Turf-Geschichte in diesem Rennen. Ein Jahr nach dem Danedream-Flop in Saint-Cloud konnte Novellist die mitgereisten deutschen Turf-Fans zum Strahlen bringen. Nach Pastorius Erfolg im Prix Ganay auf der Rennbahn Longchamp folgte an diesem Sonntag durch Novellist nur zwei Monate später bereits der zweite deutsche Gruppe I-Sieg in Frankreich in dieser Saison.

Um nicht ein Opfer französischer Bummeltaktik zu werden, hatte Dr. Christoph Berglar Novellist eigens den von Waldemar Hickst vorbereiteten Lateran Accord (Stephen Hellyn) als Pacemaker für seinen Crack an die Seite gestellt, der sich nach Kräften bemühte, die ihm zugedachte Rolle zu spielen. In der Anfangsphase hatte er zwar einige Probleme, überhaupt an die Spitze zu gelangen, so dass vermutlich auch ohne ihn diesmal ein ordentliches Renntempo geherrscht hätte, doch nachdem er die Spitze iHaya Landannehatte, sorgte er vor dem Briten Joshua Tree (Lanfranco Dettori) und dem klaren 26:10 Favoriten Cirrus des Aigles (Olivier Peslier) galoppierend dafür, dass das Tempo auch während des Rennens nicht abflaute. Bei Erreichen der Zielgerade war Lateran Accord am Ende seiner Kräfte und machte Platz für seinen Stallgefährten Novellist, der bis dahin ein ungestörtes Rennen im vorderen Mittelfeld hatte und nun in aller Ruhe zum Angriff schritt.

Auch wenn Ryan Moore seinen Vorstoß optisch sehr ruhig ansetzte, zeigte dieser sofort Wirkung. Novellist kam früh in vorderste Linie, zog dabei an dem innen liegenden Cirrus des Aigles leicht vorbei, auch wenn er sich zunächst nicht von ihm lösen konnte. Auf den letzten 250m trat in Gestalt des einstigen Melbourne Cup-Siegers Dunaden (Jamie Spencer) zwar noch ein anderer, im Vorfeld hoch eingeschätzter Konkurrent mit seinem Speed auf den Plan, doch zu einer echten Bedrohung wurde der Delzangles-Schützling nicht mehr. Bereits 100m vor dem Zielspiegel war klar, dass der Sieger nur Novellist heißen konnte.

Auf Zielhöhe blieb für den auch am französischen Totalisator mit einer Siegquote von 54:10 durchaus beachteten Deutschen am Ende mehr als eine Länge Vorsprung auf Dunaden, während Haya Landa (Franck Blondel), die letztjährige Sensationsvierte des Arcs aus der französischen Provinz, erneut eine überraschend starke Leistung bot und mit ihrem Speed noch auf Rang 3 vorstieß. Der an der Startstelle lange Zeit die Geduld der Starthelfer beanspruchende 4jährige Franzose Meleagros (Adrien Fouassier) kam auch nach an den bei seinem späten Saisondebüt noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte befindlichen Cirrus des Aigles vorbei und sicherte sich Platz 4, so dass für den Favoriten dahinter nur das letzte Preisgeld blieb.

Mit dem Erfolg in Saint-Cloud hat Novellist die für ihn abgegebenen Nennungen in den englischen King George und dem französischen Arc mehr als bestätigt. Sein zweiter Gruppe I-Sieg nach dem letztjährigen Mailand-Triumph auf diesem Level blieb auch bei den britischen Buchmachern nicht unbemerkt, die sofort nach dem Rennen ihre Festkurse auf den Wöhler-Schützling in den King George auf 70:10 heruntersetzten. Seit Danedreams Vorjahreserfolg in dieser Prüfung werden deutsche Vollblüter auch im Mutterland des Turfs ernst genommen.

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