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Eleganz - der Name war Programm

Die Salestopperin Eleganz. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 784 vom Freitag, 08.09.2023

Fraglos gehörte sie zu den Favoritinnen, als es um eine mögliche Salestopperin ging. Schließlich stammt sie aus dem letzten Jahrgang von Adlerflug, kann mütterlicherseits ein sehr gutes Papier aufweisen. Und sie hatte den richtigen Namen: Eleganz. Die Röttgenerin war mit einem Zuschlag von 300.000 Euro das teuerste Pferd am vergangenen Freitag bei der BBAG-Jährlingsauktion vor einer wie immer großen Kulisse in der Iffezheimer Halle. “Ein solches Pferd verliert man mit einem lachenden und einem weinenden Auge”, kommentierte Röttgens Gestütsleiter Frank Dorff den Verkauf. Lachend natürlich angesichts des Preises, weinend, weil es sich um ein herausragendes Modell gehandelt hat. Sie kommt in beste Hände, denn John und Thady Gosden werden sich zukünftig in Newmarket um das Training kümmern. Der Agent Hugo Merry ersteigerte sie im Auftrag von Imad Al Sagar, Eigner des Blue Diamond Studs nahe Newmarket, unlängst Käufer auch des Stonereath Studs von Peter Berglar in Kentucky. “Sie ist eine außergewöhnliche Stute, kräftig, mit gutem Schritt”, erklärte Merry, “ihr Vater hat sich von unten hochgearbeitet, aber er war fantastisch und Imad mag ihn. Oasis Dream ist ein sehr guter Mutterstutenvererber, sie stammt aus einer Siegerin, die Halbschwester zu einem Champion war. Es gibt nichts an ihr auszusetzen.” 

Es war das Highlight einer Auktion, bei der, wie das immer so ist, zahlreiche Anbieter zufrieden das Gelände verließen, einige wenige aber doch ein enttäuschtes Gesicht trugen. Das exzellente Ergebnis des Vorjahres wurde nicht ganz erreicht, doch wechselten mehr Jährlinge als vor Jahresfrist den Besitzer und beim Gesamtumsatz wurde die Acht Millionen-Marke überschritten. Schließlich wurden vor zwölf Monate Rekordzahlen geschrieben. 

Neben den üblichen Stammgästen gab es viele neue Gesichter, insbesondere aus England und Irland, junge Trainer wie Kevin Philippart de Foy oder Alice Haynes hatten erstmals Iffezheim angesteuert. Was letztlich in ihren Ställen wiederzufinden ist, wird sich zeigen, da natürlich viele Agenten die Kaufzettel unterschrieben. Erstmals dürfte auch ein bei der BBAG gekaufter Jährling für den Investor Kia Joorabchian antreten. Über seinen Agenten Alex Elliott, der Trainer Ralph Beckett an seiner Seite hatte, ersteigerte er einen vom Haras d’Ombreville angebotenen Zarak-Hengst, er kostete 160.000 Euro. “Ralph und ich hatten ihn spekulativ gekauft”, gab Elliott zu Protokoll, “aber Kia fand ihn interessant und hat ihn übernommen. In Iffezheim habe ich in der Vergangenheit immer gut agiert, wollen wir hoffen, dass es diesmal genauso war.” Andere ausländische Investoren hielten sich jedoch zurück. Anthony Stroud, Chefeinkäufer von Godolphin, war zwar vor Ort, wurde auch in der Halle gesehen, doch tauchte der Name von Scheich Mohammeds Unternehmen nicht auf einem Kaufzettel auf. 

Nicht unerwartet war es Liberty Racing, das nach erfolgreichen Wochen und Monaten zum größten Käufer der Auktion wurde. Zehn Zuschläge für knapp über eine Million Euro sind schon ein Wort. Syndikatsmanager Lars-Wilhelm Baumgarten und sein Team waren von Beginn an bei vielen Jährlingen am Ball, “wir haben uns auch in den vergangenen Wochen in allen Gestüten umgeschaut”, sagt er. An die neunzig Anteilseigner hat er für die diversen Teilhaberschaften an Bord, was Wunder, nach einem so großen Jahr. “Mit zehn Jährlingen sind wir vorerst gut aufgestellt”, sagt er, “deshalb werden wir uns kaum noch einmal im Ausland umschauen.” 

Wie immer für seine Kunden sehr rege war Holger Faust, auf dessen HFTB Racing Agency neun Jährlinge geschrieben wurden. “Einige habe ich gekauft”, berichtete Stefan Oschmann von Darius Racing, “natürlich auch Nachkommen von Isfahan.” Sehr gezielt war hingegen das Engagement anderer größerer Investoren. Einen Jährling ersteigerte der Stall Salzburg, ebenfalls einer ging über Panorama Bloodstock an den Stall Grafenberg, später wird Sascha Smrczek der Trainer der Fährhofer Nathaniel-Tochter sein. Eckhard Sauren war wie immer mehrfach unterwegs, in allen möglichen Preisbereichen, wobei der Röttgener Enzian (Zarak) für 160.000 Euro sein höchster Einkauf war. 

 

270.000 Euro für einen Karlshofer

 

Der Stall Salzburg von Hans-Gerd Wernicke hat zwar nur einen Jährling erworben, doch war es der teuerste Hengst der Auktion: Für den Karlshofer Di Maggio (Teofilo), einen rechten Bruder der Gr. I-Siegerin Donjah, musste er aber kämpfen, denn logischerweise war Stefan Oschmann, in dessen Farben die Preis von Europa (Gr. I)-Siegerin einst lief, sehr an ihm interessiert. Letztendlich musste er sich aber mit der Rolle des Unterbieters zufrieden geben. Wernicke bekam bei 260.000 Euro den Zuschlag. Natürlich wird der herausragend präsentierte Hengst eine Box bei Sarah Steinberg in München-Riem beziehen.

Auf ebenfalls 260.000 Euro kletterte eine Sea The Stars-Stute aus der Zucht von Eckhard Sauren. Präsentiert vom Gestüt Auenquelle ging sie an den italienischen Trainer Bruno Grizzetti, der schon im vergangenen Jahr in Iffezheim sehr aktiv war. Bei dem Neueinkauf handelt es sich um eine Tochter der Gr. II-Siegerin Ashiana (Mastercraftsman). “Sie ist für Carlo Bosani von der Scuderia Cocktail”, berichtete Grizzetti, “ihm gehört auch der Bruder, den wir hier vor zwei Jahren gekauft haben.” 

Mehrere andere Sea The Stars-Töchter waren noch im Angebot, wobei es sich mehrheitlich um Foalsharings handelte. Natürlich gab es somit immer Zuschläge, doch war in nahezu allen Fällen der Züchter involviert. So auch bei einer Schwester der über Stauffenberg Bloodstock angebotenen Schwester des Champions Best of Lips (The Gurkha). Hier fiel der Hammer bei 220.000 Euro zugunsten der LAM GmbH von Hans-Dieter Lindemeyer, Andreas Suborics wird der Trainer der Stute sein. Auf die LAM GmbH wurde aber noch eine andere Stute im hochpreisigen Bereich geschrieben: Sweet Berry (Ghaiyyath) aus der Zucht des Gestüts Etzean, Schwester u.a. des Gr.-Siegers und Deckhengstes Sea Bay (New Bay), brachte 160.000 Euro.

 

Hohe Liberty-Käufe

 

Ein ganzes Portfolio spannender Jährlinge, die irgendwann in den nächsten Monaten auf diverse Trainer verteilt werden, ging an Liberty Racing. Der Höchstzuschlag war für 180.000 Euro der Röttgener Amico (Camelot), vom Auktionator als “mögliches Derbypferd” bezeichnet. Der Sohn der inzwischen bedauerlicherweise eingegangenen Gr. III-Siegerin Anna Katharina (Kallisto) präsentierte sich grandios, wird sicherlich ein Pferd sein, das für die Klassiker des übernächsten Jahres in Betracht kommt. Das ist sicherlich auch von dem Karlshofer Nazarak (Zarak) zu sagen, der 170.000 Euro kostete. Seine Mutter ist eine Schwester der Gr. III-Siegerin No Limit Credit (Night of Thunder). Unwesentlich günstiger war ein von der Stiftung Gestüt Fährhof angebotener Teofilo-Sohn. Er kostete 165.000 Euro, wobei als Unterbieter der Stall Hanse ausgestochen werden musste. 

Weitere Liberty-Käufe im sechsstelligen Bereich waren aus dem Brümmerhofer Angebot der Adlerflug-Sohn Antinori, ein typischer Vertreter seines Vaters, und der Karlshofer Cracksman-Sohn Aquaman, der sich auch wie ein zukünftiger Crack zeigte. Beide kosteten jeweils 100.000 Euro. Interessant, dass in der Einkaufsliste nur eine Stute auftauchte: Famosa Luna, eine vom Gestüt Görlsdorf offerierte Sea The Moon-Tochter, wurde für 70.000 Euro ersteigert.  

Beim Kauf einer weiteren Stute war Liberty-Supremo Lars Wilhelm Baumgarten aber dann doch beteiligt. Die von ihm gezogene, von Reliable Man stammende Schwester der Henkel-Preis der Diana (Gr. I)-Siegerin Muskoka (Sea The Moon), erwarb er für 140.000 Euro für die Besitzergemeinschaft Stall Golden Goal, ein fast schon logischer Kauf. 

 

Magnier in der Käuferliste

 

Der Name M. V. Magnier ist in Iffezheim nicht gerade häufig in der Käuferliste zu finden. Bei einem vom Gestüt Brümmerhof angebotenen Wootton Bassett-Hengst war es allerdings diesmal der Fall, Alex Elliott war im Auftrag des Coolmore-Teams bei 170.000 Euro der finale Bieter. “Er hat der Mannschaft um David O’Loughlin sehr gefallen”, kommentierte der Agent den Kauf, “und über Wootton Bassett braucht man ja nun wirklich nicht mehr diskutieren.” 

Wie immer waren zahlreiche Pinhooker aus Irland unterwegs. Roger Marley und die Brown Island Stables sind schon seit einigen Jahren Stammgäste in Iffezheim, zum zweiten Mal war Roderick Kavanagh vor Ort. Für seine Glending Stables hatte er vergangenes Jahr einen Areion-Hengst ge- und gut weiterverkauft, “was mich ermutigt hat, erneut zu kommen”, wie er es formulierte. Mit einer Shalaa-Stute und einem Etzeaner Amaron-Hengst trat er die Heimreise an. 

Erstmals in Iffezheim war hingegen Sean Grassick, der eine Agentur mit dem ehemaligen Coolmore-Vertrauten Demi O’Byrne betreibt. Er wurde bei einer Areion-Stute aus der Etzean/Rodenburg-Zucht fündig. “Sie geht zu Kevin Coleman, einem guten jungen Trainer in Irland”, sagte er zu dem 30.000-Euro-Kauf. “Das Angebot in Iffezheim hat mir sehr gefallen, im nächsten Jahr bin ich sicher wieder dabei.”

 

Neue Gesichter

 

Im oberen Preisbereich gab es schon die eine oder andere positive Überraschung. So ersteigerte der Stall Düsseldorf Fighters mit Joachim Weißmeier an seiner Seite für 160.000 Euro einen Australia-Hengst aus der Zucht des Gestüts Höny-Hof, einen Bruder zu drei Blacktype-Pferden aus der Linie der Sacarina. 

Der Hong Kong Jockey Club, der sich als Unterbieter das eine oder andere Mal geschlagen geben musste, erwarb in Person von Mark Richards für 85.000 Euro einen vom Haras de Grandcamp angebotenen Toronado-Hengst. Die französischen Gestüte, allen voran Ombreville, konnten ohnehin auf gute Deals zurückblicken. Nummer eins der Verkäufer war allerdings das Gestüt Karlshof, das zwölf Jährlinge für 1,18 Millionen Euro abgab. 

 

Die ersten Waldpfade

 

Einem genauen Blick unterzog man natürlich bei den Hengsten mit dem ersten Jahrgang den Waldpfad-Jährlingen, denn der jetzt in Etzean stehende Shamardal-Sohn war in dieser Kategorie der einzige deutsche Vertreter. Nicht alle seine sehr gut daher kommenden Nachkommen wurden verkauft, aber in der Spitze erzielte er Erlöse bis zu 55.000 Euro, was als Start sicher in Ordnung war. Bei der BBAG-Herbstauktion werden weitere Hengste und Stuten von ihm im Ring erscheinen.

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