Aufgalopp 234: Zum deutschen Deckhengst-Markt

Wenn im Winter das Deutsche Hengstebuch in Druck geht, wird man sich schon überlegen müssen, ob es noch einer aufwendigen Bindung bedarf. Es könnte auch broschiert verschickt werden, zumindest gibt dies der Umfang her. Die Zahl der hierzulande aufgestellten Hengste schrumpft von Jahr zu Jahr, biologisch bedingt, zudem durch Verkauf. Mit Monsun, Sholokhov und Tiger Hill stehen für 2013 aus diversen Gründen drei Hengste nicht mehr zur Verfügung, die zusammen mindestens 150 Stuten aus heimischen Gestüten gedeckt hätten. Ersatz ist vorerst nur unzureichend zur Verfügung, obwohl Campanologist und Hurricane Run prominente Neuzugänge sind, Amico Fritz gerade angekündigt wurde. In der Pipeline ist aber kaum noch Prominenz, gerade bei den älteren Pferden. Die Dreijährigen werden weiter laufen, zudem dürfte der eine oder andere Besitzer bei entsprechenden Kaufangeboten schwach werden. Wem mag man das verdenken, wenn schon Maidensieger für sechsstellige Beträge ins Ausland gehen.

Was insbesondere fehlt sind Meiler, das ist an dieser Stelle oft genug unterstrichen worden. Wir haben sie nur nicht, Importe sind kaum zu realisieren, denn in England oder inzwischen auch in Frankreich liegen die Bedeckungen quantitativ in einem ganz anderen Bereich. Wer stellt denn schon seinen Hengst nach Deutschland, wenn dieser dann "nur" vierzig Stuten bekommt. Für uns in Ordnung, für einen englisch-irischen Züchter nicht. Vielleicht sollte einmal über eine unkonventionelle Lösung spekuliert werden. Wenn der Aga Khan einen Redoute's Choice als Shuttle-Hengst nach Europa bekommt, könnte über so etwas auch von deutschen Züchtern nachgedacht werden. Einer allein wird das kaum stemmen, aber ein Konsortium würde einen Spitzenhengst von dort möglicherweise bekommen. Eine Überlegung wäre es wert.