Bye, bye Dave ...

Geht mit schwerem Herzen: David Kenneth Richardson an einem seinen letzten Frankfurter Tage. Foto: www.dequia.de

Ein Frankfurter Trainer nimmt Abschied, nach 20 Jahren. Zuvor war er als Jockey erfolgreich. In 980 Rennen. Kein leichter Abschied, aber irgendwann muss jeder auch sein liebstes Steckenpferd aufgeben .... Wenn jemand am 31. Juli 1944 geboren ist, dann ist er heute 67 Jahre alt. Das könnte klarer nicht sein, aber im Fall von David Kenneth Richardson ist man doch verwundert. Denn für den größten Teil seines Lebens war vielen seiner Mitmenschen geheimnisvoll unklar, dass dieser Mann wie jeder andere auch ein Alter hat. Nun kann man aber nicht mehr an diesem in Geburtsurkunde und Paß verbrieften Detail vorbeisehen, denn soeben kündigte David Kenneth Richardson an, dass er als Galopptrainer auf der Frankfurter Rennbahn Ende August aufhören und in den Ruhestand treten wird.

Was damit endet, ist eine 52jährige absolut schnurgerade Berufslaufbahn ohne Schlenker und Schatten. Jemand hat irgendwann in die Welt gesetzt (und in die Archive gebracht), Richardsons Spitzname sei „Sparks“, und dabei offen gelassen, ob das mit Funken (so die konventionelle Übersetzung) oder mit der gleichnamigen US-Rockband zu tun habe. Man hat auch kaum gehört, dass er jemals so genannt wurde. In Wirklichkeit könnte ein passender Beiname für diesen Mann „The Gentleman“ sein. Eine so tadellose Lebensführung, ein solches Maß an ungeteilter Sympathie und einen derart unbefleckten Leumund wie dieser in Cornwall geborene Brite kann kaum ein Sportler – gleich welcher Disziplin – vorweisen. Wenn er mit seiner Jockeyfigur (vom einstigen Wettkampfgewicht hat er sich nur maßvoll entfernt) physiologisch dafür nicht so ungeeignet wäre, könnte er Reklame für den weißen Riesen machen: whiter than white.

980 Rennen, davon die ersten 80 in Großbritannien, hat Dave Richardson als Jockey im Rennsattel gewonnen. 20 Jahre lang gehörte er zu den Tops in Deutschland, mit besonders großer Form im Deutschen Derby. Das „Blaue Band“ gewann er schon 1971, in seinem ersten Jahr in Deutschland, im Sattel von Lauscher aus dem Krefelder Stall von Herbert Cohn. Später wurde er u.a. Stalljockey bei dem legendären Kölner Trainer Arthur Paul Schlaefke und eines Tages für das Gestüt Röttgen. Das Derby holte er sich noch zweimal, nämlich 1980 mit Navarino und 1986 mit Philipo.

Ende 1991 übernahm der Sympathieträger den Stall des legendären Frankfurter Trainers Andreas Hecker. Der Erfolg der Trainerkarriere blieb allerdings deutlich hinter der strahlenden Jockeyzeit zurück. Bis heute summieren sich 314 Siege, von denen der Gruppe I-Erfolg mit Gestüt Erlenhofs Anzillero im Deutschland-Preis 2001 der herausragende war. Das Jahr 2001 brachte auch den aufregendsten Moment im Trainerleben des David Richardson, als nämlich in Paris-Longchamp beim Prix de l`Arc de Triomphe Kevin Woodburn eben diesen Anzillero in einem offensiven Ritt mit der Führung um den Schlußbogen brachte. Im Ziel sprang gegen die gesamte europäische Elite nur der 13. Platz heraus, doch der Adrenalinausstoß bis dahin dürfte beim Trainer den biologisch möglichen Höchstwert erreicht haben.

Ein echter Saubermann war David Richardson auch im Privatleben, sofern sich dieses bei einem Galopptrainer vom Beruf überhaupt trennen läßt. Seit 45 Jahren ist er mit seiner überaus charmanten Ehefrau Jane Roberta, die alle Welt nur als „Bobbie“ kennt, zusammen. („Wir sind gekommen mit die Boat.“) „Kongenial“ ist sicher ein passendes Wort zur Beschreibung des humor- und schwungvollen, offenen und freundlichen Wesens, das die besonders enge Zweisamkeit dieser beiden Menschen beschreibt. Zwei Kinder haben die Richardsons: James (39), der in Frankfurt im Marketingbereich tätig ist, und Nathalie (36), die ihr Geld in der Modebranche verdient.

Der Trainingsstall am Niederräder Bogen hat sich schon bis auf fünf Pferde geleert. Bei der Großen Woche in Baden-Baden will das beliebte Ehepaar letztmals ein Pferd an den Start schicken. Dann ist nach dem arbeits- und entbehrungsreichem Berufsleben Ruhestand angesagt. Ziel dafür ist Krefeld, natürlich nicht zu weit von der örtlichen Rennbahn entfernt, vor allem aber nicht weit von der Familie der Tochter mit Enkelin Emma (8).

Quelle: Frankfurter Renn-Klub

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