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Trempolino tritt ab

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 510 vom Freitag, 23.03.2018

Im geradezu biblischen Vollblutalter von 34 Jahren starb am Montag der einstige Arc-Sieger Trempolino. Der Sharpen Up-Sohn genoss seit 2012 sein Altenteil auf dem Haras du Mezeray in der Normandie. Das Gestüt, das von Paul de Moussac im Jahr 1962 gegründet worden war und nach seinem Tod im Jahr 1995 von seinem Sohn Charles-Henri weitergeführt wurde, meldete das Ableben Trempolinos auf seiner Facebook-Seite.

Trempolino wurde auf Marystead Farm, damals Heimat der amerikanischen Zuchtaktivitäten von Paul de Moussac, als Sohn der französischen Viceregal-Tochter Trephine im Jahr 1984 geboren. Trephine verfügte auf der Rennbahn nur über durchschnittliches Format, bei 24 Starts gelangen ihr drei Siege, ein dritter Rang auf Gr. III Parkett in Saint-Cloud war die beste Ausbeute. Ihr Erstling Trempolino war da schon ein ganz anderes sportliches Kaliber. Der Fuchshengst mit einer Vorliebe für abgetrocknetes Geläuf wurde von Andre Fabre trainiert. Zweijährig gleich beim Debüt in Deauville siegreich bekam er bei den folgenden beiden Starts auf Gruppe Ebene jeweils Geld ab, der 3. Platz im Criterium de Maisons-Laffitte (Gr. II) zum Ende der Saison ließ auf eine erfolgreiche Zukunft hoffen.

Die Dreijährigen-Kampagne begann er im April 1987 mit einem Sieg in einem Listenrennen auf der Rennbahn Longchamp, anschließend folgte eine Serie von Platzierungen in den französischen Top-Prüfungen. Einem 2. Rang im heute nicht mehr existierenden, früher zur Gruppe I rechnenden Prix Lupin folgte ein weiterer 2. Rang im französischen Derby. Die Niederlage im Derby gegen den Aga Khan-Vertreter Natroun fiel mit einem Kopf denkbar knapp aus.

Bei den nächsten beiden Starts ging Trempolino auf die 2000m Distanz zurück, doch brachte ihn dies nicht zurück auf die Siegerstraße. Jeweils Dritter wurde er im Grand Prix de Paris (Gr. I) in Longchamp und anschließend im Prix Guillaume d'Ornano (Gr. II) in Deauville. Fabre beschloss die Rückkehr auf die Steherdistanz mit dem Arc als Saisonziel.

Bei den Arc-Trials gewann Trempolino den Prix Niel (Gr. II) sicher. Dennoch bestritt er den Arc als klarer Außenseiter, andere Starter wie die beiden Derby-Sieger Englands und Frankreichs, Reference Point und Natroun, sowie die eisenharte Stute Triptych, die zu diesem Zeitpunkt bereits achtfache Gruppe I Siegerin war, standen weit höher in der Gunst der Wetter. Trempolino fand jedoch an diesem Oktobersonntag in Longchamp die idealen Voraussetzungen für das Abrufen seiner Bestform vor: abgetrocknetes Geläuf und ein schnelles Rennen. Mit Pat Eddery im Sattel wartete er an vorletzter Stelle, um in der Zielgerade seinen durchschlagenden Speed einzusetzen. Mit zwei Längen Vorsprung auf den italienischen Gast Tony Bin und Triptych setzte er sich letztendlich mehr als sicher in neuer Rennrekordzeit durch und verschaffte Andre Fabre den ersten von bislang sieben Arc-Erfolgen (klick zum Arc-Video).

Wenige Tage vor dem Arc hatte Paul de Moussac einen 50%-Anteil seines Arc-Starters an den kalifornischen Millionär Bruce McNall verkauft. Der zu diesem Zeitpunkt 38jährige McNall war eine schillernde Persönlichkeit der US-Sportszene. Er trat nicht nur als Käufer von Vollblütern kurz vor großen internationalen Rennen in Erscheinung – das bei Trempolino aufgegangene Erfolgsrezept, einen Arc-Starter kurz vor dem Rennen zu erwerben und dann das Prestigerennen zu gewinnen, konnte er drei Jahre später mit Saumarez erfolgreich wiederholen – McNall war auch Besitzer eines kalifornischen Eishockey-Clubs und eines kandadischen Football-Teams.

Nach dem Arc-Triumph stand für Trempolino der finale Rennbahnauftritt vor dem Wechsel ins Gestüt daher in der Heimat seines neuen Mitbesitzers auf der Agenda. Der Hengst startete im Breeders‘ Cup Turf auf der kalifornischen Rennbahn Hollywood Park. Nach einer über die gesamte Zielgerade hin- und herwogenden Auseinandersetzung mit dem damals besten Grasbahngalopper in Nordamerika, dem aus Irland stammenden und von seinem 2. Platz zu Acatenango in einem Düsseldorfer Gruppe I Rennen auch deutschen Turf-Fans bestens bekannten Theatrical, musste sich Trempolino knapp geschlagen geben (klick zum Video). In der Gesamtbilanz blieb es somit für ihn bei vier Siegen, davon zwei auf Gruppe Parkett, und sechs Platzierungen (alle sechs auf Gruppe Ebene, vier davon auf Gruppe I-Niveau) bei zehn Karrierestarts, schlechter als Rang 4 in einem Gr. III Rennen als Zweijähriger beendete er keines seiner Rennen.

Nach dem Rennbahnabschied wurde Trempolino zunächst auf der bekannten Gainesway Farm in Lexington, Kentucky, als Deckhengst aufgestellt. In seiner bis zum Jahr 2000 währenden amerikanischen Deckhengstperiode shuttelte er 1998 auch nach Südamerika und deckte eine Saison in Brasilien. Im Jahr 2000 kehrte er auf das französische Heimatgestüt der Moussac-Familie zurück und nahm dort Deckhengstpflichten bis 2012 wahr.

Insgesamt 1045 Nachkommen Trempolinos sind in den internationalen Gestütsbüchern zu finden. Darunter befinden sich 44 Gruppe-Sieger und weitere 52 Gruppe-Platzierte. Immerhin zwei Drittel seiner Starter konnten auf der Rennbahn zumindest ihren Maidenstatus ablegen. Auf die Frage, wer sein prominentester Nachkomme war, wird es unterschiedliche Antworten geben, je nachdem aus welcher Region der Befragte stammt.

Gerade für deutsche Turf-Fans kann die Antwort nur Germany lauten. Der in den 90er Jahren von Bruno Schütz in Köln trainierte zweifache Gruppe I Sieger, der darüber hinaus noch zwei weitere Gruppe Erfolge feiern konnte, hat Trempolinos Namen in Deutschland bekannt gemacht. Der vor fünf Jahren als Deckhengst im National Hunt Bereich auf dem irischen Woodlands Stud verstorbene Germany ist aktuell als Vater des in seiner Karriere noch ungeschlagenen mehrfachen Gr I Siegers in Hürdenrennen Samcro auf den britischen Inseln in aller Munde.

Amerikanische Turf-Fans dürften dagegen in der auf Gruppe I Level erfolgreichen Stute Snow Paolina die Anwärterin auf den Titel des prominentesten Trempolino-Nachkommens sehen, während Franzosen zunächst an den mehrfachen Gruppe Sieger Valixir denken. Unter der Ägide von Andre Fabre gelangen diesem Trempolino-Sohn drei- und vierjährig sechs Gruppe Erfolge, davon zwei auf höchstem Parkett. Nach dem Verkauf an Godolphin und dem Wechsel zu Saeed bin Suroor war der Erfolgsfaden anschließend gerissen, was Godolphin nicht daran hinderte, Valixir nach dem Rennbahnabschied in der australischen Dependance als Deckhengst aufzustellen. Ebenfalls als Deckhengst aufgestellt wurde sein Sohn Dernier Empereur, der in 90er Jahren von Andre Fabre zum Gruppe I-Sieg in den britischen Champion Stakes und zwei weiteren Gruppe Erfolgen in Frankreich geführt wurde. Nicht ganz dieses Format, aber auch einen Gruppe I-Sieg in Frankreich hat die Trempolino-Tochter Juvenia vorzuweisen.

Über seine Töchter ist Trempolino auch in den Stammbäumen eines Derby-Siegers und mehrerer Breeders‘ Cup Sieger zu finden. So ist seine Tochter Delicieuse Lady Mutter des französischen Derby-Siegers Blue Canari, ein Sohn des deutschen Turf-Cracks Acatenango. Über Gift of Dance ist Trempolino Großvater der fünffachen US-Gruppe Siegerin Round Pont, die u.a. 2006 den Breeders‘ Cup Distaff gewann. Über seine Tochter Najecam findet sich Trempolino auch im Stammbaum des US-Champion Zweijährigen Action This Day, der 2002 im Breeders‘ Cup Juvenile siegte und nach Ende seiner Rennlaufbahn als Deckhengst in Kentucky aufgestellt wurde.

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