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Sea The Moon (Sea The Stars) Gr. I-Sieger im IDEE 145. Deutschen Derby in Hamburg

Nun auch Derbysieger: Sea The Moon mit Christophe Soumillon. Foto: Dr. Jens Fuchs

Autor: 

Daniel Delius

In ihrer Montagsausgabe hat das englische Fachblatt „Racing Post“ eine kleine Umfrage unter ihren wichtigsten Journalisten veröffentlicht. Das Thema war Sea The Moon und es ging darum, ob der Hengst das nötige Können besitzen würde, um in diesem Jahr den Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I) zu gewinnen. Die Antwort war durchgehend gleich und eindeutig: Er besitzt die Klasse, um im wichtigsten Galopprennen Europas ganz vorne zu sein. Das sehen die Buchmacher ähnlich, der Görlsdorfer wird derzeit durchgehend hinter Australia (Galileo) und Treve (Motivator) als dritter Favorit für das Rennen am 5. Oktober in Longchamp gehandelt oder gar gleichauf mit ihnen.

Es war, wie es der deutsche Chef-Handicapper Harald Siemen ausdrücke, der imponierendste Derbysieger - Klick zum Rennen -  „der Neuzeit“, überlegener war einst nur Orofino (Dschingis Khan), der die Konkurrenz 1981 mit 12 ¾ Längen abfertigte, das fällt dann aber nicht in die „Neuzeit“. Der Sieg war dann auch logischerweise der Aufmacher in den internationalen Fachzeitungen und Newslettern,  ganz sicher geschuldet der geradezu hymnischen Anmerkungen, die Christophe Soumillon über das Pferd machte. Diese Aussagen, gemacht von einer Spitzenkraft seiner Branche, dürften den internationalen Fokus noch mehr auf das Pferd gerichtet haben, bei einem deutschen Jockey wäre, bei allem Respekt, das Ballyhoo vielleicht nicht ganz so groß gewesen.

Es war schon ein Ritt auf der Rasierklinge, als Soumillon den Hengst eingangs der Zielgeraden nach außen dirigierte, dann aber nur mit den Händen weiterritt. „C’est un crack“, waren seine ersten Worte nach dem Rennen, dem ist wenig hinzuzufügen, „ein Pferd mit einem gewissen Charakter“, wie halt viele herausragenden Vollblüter. Nach dem Rennen war er nur schwer zu dirigieren und anzuhalten.

Der Große Preis von Baden (Gr. I) und der Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I), das wären die logischen nächsten Ziele, für beide Rennen ist er genannt, ob er einmal vorher läuft, ist unklar, wohl eher nicht und es ist auch nicht zu erwarten, dass er den „Arc“-Test im Ausland absolviert. Interessant ist natürlich die Jockeyfrage. Soumillon hat höchstes Interesse bekundet, das Pferd erneut zu reiten, aber hat natürlich seine Verpflichtungen. Der Aga Khan hat eine Reihe von Stuten, die für das Rennen in Betracht kämen, dann gibt es noch Prince Gibraltar (Rock of Gibraltar), den reitet er an diesem Sonntag im Grand Prix de Paris (Gr. I).

Sea The Moon hat das perfekte Pedigree eines Derbysiegers. Er stammt aus einer Familie, die in Hamburg bereits mehrfach erfolgreich war, sein Vater war auch Derbysieger. Sea The Stars (Cape Cross) hatte mit seinen Nachkommen 2013 ein vergleichsweise ruhiges Jahr, doch war auch keineswegs erwartet worden, dass sie Zweijährigen-Rennen in Serie gewinnen. Das hat sich in dieser Saison dramatisch geändert, nach Taghrooda in den Investec Oaks (Gr. I) war Sea The Moon nun sein zweiter klassischer Sieger auf höchster Ebene. Natürlich hatte der zu einer Decktaxe von 85.000 Euro im irischen Gilltown Stud stehende Hengst ein qualitativ sehr starkes erstes Buch, aber er hat auch das Beste daraus gemacht.  

Die Mutter Sanwa, gezogen in Karlshof, war zunächst im Besitz des Gestüts Höny-Hof, sie wurde freihändig erworben, konnte jedoch nicht herausgebracht werden und hat eine längere Auktionshistorie. Sie kam 2008 im Alter von vier Jahren tragend von Dansili zur Tattersalls December Sale. Für 400.000gns. ging sie über den Agenten Charlie Gordon-Watson in den Besitz eines Syndikats, Breeding Capital. Ihr Erstling Sansiwa (Dansili) wurde im August 2010 bei Arqana angeboten und von Sandro Giannellas Appapays Racing Club für €60.000 gekauft. Sie hat zwei Rennen gewonnen, war vergangenes Jahr Zweite in einem Listenrennen in München und ist inzwischen in die Zucht gegangen, sie steht im Haras du Petit Tellier und wurde von Falco gedeckt. Sanwa tauchte 2010, tragend von Sea The Stars, erneut in Newmarket im Ring auf, das Protokoll vermerkt einen Rückkauf bei 200.000gns., doch hat sie dann Görlsdorf freihändig erwerben können.

Sea The Moon, ihr zweiter Nachkomme, war als Jährling bei Tattersalls auf der Auktion, wurde jedoch für 230.000gns. zurückgekauft. Es soll damals nicht ein ernsthaftes Gebot auf ihn gegeben haben. Abgegeben wurde hingegen seine rechte Schwester Sea The Sun, die als Fohlen vergangenen November für 320.000gns. an Sunderland Holdings ging. Dahinter steckt die Familie Tsui, die Besitzer von Sea The Stars. Sanwa, die schon 2011 nicht gedeckt wurde, setzte 2013 erneut aus, in diesem Jahr stand sie auf der Liste von Lord of England in Etzean. Mit zehn Jahren ist sie noch vergleichsweise jung, Görlsdorf wird noch lange etwas von ihr haben. Die Abstammung von Sea The Moon hatten wir im Pedigree der Woche zwar schon einmal vorgestellt, doch macht man bei einem Derbysieger selbstverständlich eine Ausnahme. Die Verdienste, die sich die von Bruno Faust importierte Sacarina um die deutsche Vollblutzucht erworben hat, sind schon enorm – und das Ende der Geschichte ist noch nicht abzusehen.  

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