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Post aus Prag: Pferde aus Österreich lassen von sich hören

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 390 vom Donnerstag, 22.10.2015

Es war ein trauriges Gespräch am Rande eines Züchtertreffens in Tschechien vor einigen Wochen. „Wir haben keine Rennen mehr, Schluss und Ende …“ sagte ein bekannter Wiener Trainer resigniert. Er hatte sich zwar alle Jährlinge mit einem aufmerksamen Kennerauge angeschaut, aber viel mehr konnte er an diesem Tag nicht machen. „Was jetzt? Ich weiß es nicht, wahrscheinlich in den Park gehen und Tauben füttern. Es macht einfach keinen Sinn mehr Vollblüter zu halten, vor allem wenn es Handicap-Pferde sind, mit denen es unmöglich ist mindestens einen Teil der Transportkosten nach Deutschland, Italien oder Frankreich zurückzugewinnen…“ sagte er. Ironischerweise befanden wir uns in Napajedla, das bis zur Entstehung der Tschechoslowakei im Jahre 1918 das erfolgreichste Vollblutgestüt der Donaumonarchie war.

Am letzten Wochenende konnte man über die in Österreich gezogenen oder trainierten Pferde nach einiger Zeit wieder etwas hören. Der im Gestüt Raipoltenbach geborene zweijährige Jack The Giant (Storm Mist) setzte in Budapest seinen Siegeszug fort, als er nach dem Szent Lászlo Díj (1400 m) ein weiteres ungarische Listenrennen Ketevesek Kritériuma (1600 m) gewinnen konnte. Der von Sándor Kovács trainierte Hengst schlug um 1 1/2 Längen Renin, dritter wurde Cracker Jack. Und im Budapester Rahmenprogramm gab es auch einen Sieg eines in Österreich trainierten Pferdes dank Emerald Prince (Teofilo) in den Farben des Besitzertrainers Johann Stummer. Am selben Tag reisten die Pferde von Gérard Martin und Sabrina Koller nach Bratislava, wo der im Gestüt Isarland gezogene siebenjährige Sprinter Arenus (Big Shuffle) im Hauptrennen nur um einen Hals geschlagen wurde. Die slowakische Hauptstadt war dieses Jahr neben München das Hauptbetätigungsfeld der österreichischen Galopper. Ob es auf die Dauer zum Überleben der letzten Rennställe im Lande reichen kann, ist fraglich.

Eine ähnliche Lösung – stets auf Reisen zu sein – müssen auch die deutschen Ställe wählen, die noch immer dem Hindernismetier treu sind. Italien, Frankreich und Schweden sind die häufigsten Destinationen und mit Kazzio in Meran als jüngstes Beispiel kann man einige Erfolge vorweisen. Am kommenden Sonntag kommt nach längerer Zeit ein neues Land dazu – Stromberg (Medicean) und Jupiter (Electric Beat) aus dem Training von Oliver Schnakenberg reisen nach Prag zur ersten Auflage der „1. Agrofert Grand National Steeplechase um den Pokal von Josef Vána“. An den Start des mit einer Million Kronen (etwa 37 000 Euro) dotierten Rennens gehen sieben Pferde, neben dem im italienischen Gd1 erfolgreichen lokalen Favoriten Fafintadenient (Sakhee) ist auch der Schwede Moss Cloud (Cloudings) dabei.

Das Rennen im Rahmen des letzten diesjährigen Renntages auf der Prager Rennbahn wird von der Firma des tschechischen Finanzministers Andrej Babis gesponsert, der schon vor längerer Zeit an Josef Vána Gefallen gefunden und ihn sogar in seiner letzten Wahlkampagne eingesetzt hatte. Die Idee selbst stammt von einer Gruppe von Managern und Unternehmern, die versuchen, den Rennsport besser zu vermarkten und hierzu die Popularität von Vána benutzen wollen. „Wir setzen seine Ideen und Träume um und ein gut dotiertes Steeplechase-Rennen in Prag gehörte dazu. Die Sprünge wurden speziell für Sonntag gebaut,“ sagte Martin Zoubek, der Obmann des „Rennklubs von Josef Vána“. Der achtmalige Sieger der Großen Pardubitzer wird übrigens selbst in den Sattel steigen – in einem Schau-Match auf Kaltblütern gegen seinen alten Rivalen Václav Chaloupka. Das Prager Rennen ist nur eines von mehrere Projekten im Hindernismetier, die in diesen Tagen vorgestellt wurden. Vor zwei Wochen haben sich Organisatoren aus Pardubitz, Wroclaw, Bratislava und Budapest geeinigt, dass nächstes Jahr eine regionale Hindernisrennen-Serie stattfinden wird.

„Wie gut die deutschen Steepler abschneiden werden, kann ich nicht sagen, da ich die Pferde nicht kenne. Aber einige ihrer Formen sehen sehr gut aus. Wir freuen uns, dass sie nach Prag kommen werden,“ meinte Vána auf der Pressekonferenz. „Dass nur sieben Pferde teilnehmen, ist irgendwie logisch. Die tschechische Spitze, die an solchen schweren Steeplechase teilnehmen kann, ist nicht besonders breit. Deshalb würden wir uns als Organisatoren über eine häufigere deutsche Präsenz freuen.“

Die Familie Schnakenberg nahm bereits am Vorläufer des „Josef Vána-Pokals“ in 2013 teil, damals wurde Nuevo Leon (Protektor) Vierter in Karlsbad. In der Hindernishofburg Pardubitz versuchte es in den letzten Jahren nur Pavel Bradik, dessen Van Vürden (Colon) 2011 Sechster in einer Steeplechase über 4400 Meter war.

Nachdem Kazzio Ende September das Gran Premio in Meran gewonnen hatte, wurde der Pavel Vovcenko von tschechischen Journalisten befragt, ob für seinen Star in Zukunft Pardubitz in Frage käme. „Nein, ich denke, dass Kazzio nicht das richtige Pferd für den Pardubitzer Kurs ist. Aber in Zukunft könnte ich einen passenden Kandidaten für die Große Pardubitzer haben…“ sagte der Trainer aus Mahndorf. 

Martin Cáp

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