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Neue Hengste in Deutschland: Amarillo

Amarillo vor einigen Tagen im Gestüt Helenenhof. Foto: privat

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 549 vom Freitag, 21.12.2018

Es sah so um den Oktober herum in der Riege der in Deutschland stationierten Deckhengste gar nicht so erfreulich aus. Eine Handvoll hatte das Land verlassen, einige interessante Neulinge wie Dschingis Secret und Guignol wurden gleich im Ausland aufgestellt. Und Neuzugänge waren nicht zu sehen. Das hat sich in den letzten Wochen aber doch geändert, es gibt dann doch einige frische Gesichter, Youngster, aber auch Hengste, die bereits anderswo tätig waren. In dieser und den nächsten beiden Ausgabe von Turf Times wollen wir sie unter die Lupe nehmen.

AMARILLO

Es gibt eine Strecke im internationalen Rennsport, die vergleichsweise wenig angeboten wird: 1400 Meter. 1200 Meter, das ist nach allgemeinem Verständnis die längste Distanz für die Sprinter, 1600 Meter, das ist die Meile, eine klassische Distanz. Und dazwischen liegen die ungeliebten 1400 Meter. Sind das eigentlich noch Flieger, die da laufen? Oder doch schon Meiler. In den USA fallen die Spezialisten dafür noch unter die Flieger, ansonsten unter die Meiler, zumindest in der Weltrangliste.

Amarillo war wie ein Wanderer zwischen den Welten. Stets im Training bei Peter Schiergen debutierte er zweijährig erfolgreich über 1400 Meter in Düsseldorf, war später beim vierten Start Zweiter in dem von Tai Chi gewonnenen Preis des Winterfavoriten (Gr. III).

Seine Dreijährigen-Kampagne begann mit einem Listensieg in Düsseldorf. Es folgten hochkarätige Platzierungen, Zweiter war er in dem von Caspar Netscher gewonnenen Mehl Mülhens-Rennen (Gr. II) und hinter Amaron im Premio Vittorio di Capua (Gr. I), Plätze gab es auch in zwei Gruppe-Rennen in Hannover.

Vierjährig ging man gezielter auf kürzere Distanzen. Im Juni gewann er im englischen Haydock die Timeform Jury Stakes (Gr. III) über 1400 Meter, der neue Lindenhofer Deckhengst Red Jazz belegte den dritten Platz. Sehr gut waren zudem seine Vorstellungen als Zweiter im Prix de la Porte Maillot (Gr. III) über 1400 Meter hinter Moonlight Cloud in Saint-Cloud und später im Jahr in Newmarket in den Challenge Stakes (Gr.II) über die identische Distanz hinter Fiesolana.

Fünfjährig gewann er in München die Silberne Peitsche (Gr. III) über 1300 Meter und in Hamburg über 1200 Meter den Flieger-Preis (Gr. III). Seine Auslandseinsätze waren in jenem und auch im nächsten Jahr nicht mehr von großem Erfolg gekrönt, aber zumindest sei fünfter Platz in den Lennox Stakes (Gr. II) über 1400 Meter in Goodwood war achtbar, zumal hinter so guten Pferden wie Es Que Love, Toormore und Anjaal. Sechsjährig konnte er immerhin noch den Bayerischen Fliegerpreis (LR) gewonnen und war Zweiter im Hamburger Flieger-Preis (Gr. III).

Es summierten sich somit in fünf Rennzeiten, in denen sein Rating stets zwischen 92,5 und 96kg lag, sechs Siege bei 33 Starts, zudem zahlreiche Platzierungen. Amarillo war ein hartes und gutes Rennpferd – das ist gewiss kein schlechtes Fazit.

Sein Vater Holy Roman Emperor (Danehill) gehört seit Jahren zu den verlässlichen Größen in Coolmore. Selbst ein erstklassiger Zweijähriger mit Gr.I-Format ist er Vater von jetzt 44 Gr.-Siegern, immerhin 13 haben auf Gr. I-Ebene gewonnen, darunter die diesjährige Henkel Preis der Diana (Gr. I)-Siegerin Well Timed. Gr. I-Sieger hat er zudem in Australien, Brasikien, Frankreich, Hong Kong, Irland, Neuseeland und den USA, womit seine Nachkommen auch auf den Auktionen stets einen Blick wert sind. Der Hong Kong Jockey Club erwarb im Oktober bei Goffs einen Sohn von ihm für 300.000 Euro, nicht verkehrt bei einer Decktaxe von 15.000 Euro. Mit Stuten aus deutscher Zucht hat er sich stets gut vererbt, Navaro Girl und Rock My Love sind noch zu nennen, auch Parvaneh hat ihn als Vater.   

Amarillo stammt aus einer alten deutschen Familie, die teilweise im Gestüt Ebbesloh angesiedelt war, weswegen man in seinem Papier auch den Namen des einst dort aufgestellten Stani findet. Aber auch bedeutendere Vererber wie Surumu und Dschingis Khan. Ebbesloh hat aus der Linie erstklassige Pferde wie Akari, Adita, Alenla und Amerigo Vespucci gezogen.

Amarillos Mutter Alte Kunst (Royal Academy), gezogen vom Gestüt Brümmerhof, gewann zweijährig das Sierstorpff-Rennen über 1000  Meter in Hamburg, war dreijährig noch listenplatziert. Neben Amarillo brachte sie u.a. Aslana (Rock of Gibraltar), Gr. III-Siegerin in Hamburg über 1600 Meter, mehrfach listenplatziert und in der Imm-Zucht Siegermutter. Weitere Geschwister sind die Gr. III-Zweite Art Antique (Darshaan) und die listenplatziert gelaufene Antique Rose (Desert King), die Mutter von Artemisia (Peintre Celebre) ist, Dritte im Diana Trial (Gr. II). Auch sie steht in der eigenen Zucht.

Die nächste Mutter ist die erstklassige Rennstute Alte Zeit (Surumu). Sie gewann den Preis der Diana (damals Gr. II) und das Schwarzgold-Rennen (Gr. II), war Zweite in dem von Luigi gewonnenen Deutschem Derby (Gr. I) und im Großen Amdahl-Preis (Gr. I). Sie stand in drei verschiedenen Zuchten, wobei ihr bester Nachkomme der Listensieger und Union-Zweite Alter Adel (Königsstuhl) war, der in Polen als Deckhengst aufgestellt wurde.

Amarillo begann seine Vererber-Tätigkeit im Haras du Thenney in Frankreich, sein erster Jahrgang kommt im kommenden Jahr auf die Rennbahn. France-Galop hat 18 Nachkommen registriert, drei sind es beim deutschen Verband, alle aus der Zucht von Ursula und Jürgen Imm. Auf den Auktionen haben sie sich noch relativ rar gemacht, im Oktober brachte eine Jährlingsstute in Deauville 8.000 Euro, wie auch ein Hengst im September bei Osarus. Der in Baden-Baden vorgestellte San Remo wurde für 14.000 Euro nicht abgegeben, er steht für den Stall Nizza bei Peter Schiergen, ihm gelten schon einige Erwartungen. Im Jahrgang 2018 hatte Amarillo in Frankreich zehn und in Deutschland zwei Nachkommen.  

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