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Neue Deckhengste in Deutschland - Guiliani

Letzter Start, letzter Sieg: Guilani gewinnt die Frühjahrs-Meile in Düsseldorf. Foto: Dr. Jens Fuchs

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 445 vom Freitag, 25.11.2016

Fünf neue Deckhengste werden zum bisherigen Zeitpunkt im kommende Jahr in Deutschland aufgestellt, Guiliani (Tertullian), Isfahan (Lord of England), Ito (Adlerflug), Lucky Lion (High Chaparral) und Protectionist (Monsun). Alle haben Gruppe I-Rennen gewonnen, wir werden sie in den Ausgaben bis Weihnachten in alphabetischer Reihenfolge an dieser Stelle genauer unter die Lupe nehmen.

1995 in Newmarket, Rüdiger Alles von der IVA war für die Familie Ullmann tätig, kostete die Jährlingsstute Guernica, 140.000 gns. Das war auf der October Yearling Sale schon gutes Geld, doch war es mit Sicherheit gut angelegt, auch wenn sie selbst gar nicht an den Start gebracht werden konnte. Doch hat sie in erster und zweiter Generation inzwischen elf Black Type-Pferde gebracht, Guiliani ist jetzt der zweite und bestimmt nicht letzte Hengst, der in die Zucht geht, nach Getaway (Monsun).

Guernica ist eine Unfuwain-Stute, die aus einer durchaus schnellen Linie stammte, ihre zweite Mutter Greenway (Targowice) hatte mit dem Prix d’Arenberg und dem Prix du Petit-Couvert zwei Gr. III-Rennen über 1000 Meter gewonnen. Ein schnelles Pferd aus der Verwandtschaft war auch die Oczy Czarnie (Lomond), u.a. zweijährig im Prix de la Salamandre (Gr. I) erfolgreich. Es handelt sich um Familie der großen Goldikova (Anabaa), die damals natürlich noch gar nicht geboren war. Auch nicht Royal Rebel (Robellino), zwei Jahre jüngerer Bruder von Guernica, später zweimal im Ascot Gold Cup (Gr. I) erfolgreich, der Beweis dafür, dass in dieser Familie doch erhebliches Stehvermögen steckt. Ein weiterer bekannter Name im Pedigree ist Alexander Goldrun (Gold Away), eine harte und vielgereiste Stute, die fünf Gr. I-Rennen gewann, zweimal die Pretty Polly Stakes, die Nassau Stakes, den Prix de l`Opéra und den Hong Kong Cup. Deren Bruder Medecis (Machiavellian) war Gr. III-Sieger und mehrfach Gr. I-platziert, er stand in Frankreich als Deckhengst und war Gruppe-Vererber.

Die aus der Zucht des Bloomsbury Studs stammende Guernica hat in der Zucht von Georg Baron von Ullmann zwar nur fünf Fohlen gebracht, diese waren aber bis auf den nur zweimal gelaufenen Guadalquivir (Midyan) alle sehr gute Rennpferde. Es begann gleich mit Guadalupe, der Mutter von Guardini, sie lief zehn Mal, aber in fünf verschiedenen Ländern. Zweijährig gewann sie bei drei Starts in Bremen und Hannover, dort die Meile der Nord LB, das war ein Nationales Listenrennen, eine längst abgeschaffte Kategorie. Dreijährig gewann sie zunächst mit der Brandenburger Stutenmeile ein Rennen identischen Zuschnitts, holte sich dann mit Kieren Fallon im Sattel die Oaks d’Italia (damals Gr. I) mit einer Siegdotierung von rund 280.000 Euro – damals wurden die Rennpreise aus Italien noch korrekt überwiesen. Der dritte Platz im Preis der Diana (Gr. I), den sich damals Salve Regina (Monsun) holte, sollte schon ihr letzter Auftritt in Deutschland gewesen sein, denn anschließend ging es auf Reisen. Sie sollte zwar nicht mehr gewinnen, verdiente in England, Italien, Frankreich und auch als Sechste in der Hong Kong Vase (Gr. I) stets Geld.

Von den anderen Nachkommen der Guernica steht natürlich Getaway heraus, er war mehrfacher Gr. I-Sieger und ist inzwischen ein beliebter Deckhengst in Coolmores National Hunt-Abteilung. 2016 hat er 299 Stuten gedeckt, damit war er die Nummer zwei in der Liste der am meisten beschäftigten Hengste. In Europa, vermutlich auch weltweit. Guadalajara (Acatenango) und Guardia (Monsun), die beiden übrigen Töchter der Guernica, waren zwar gute Rennstuten, konnten sich bisher in der Zucht noch nicht profilieren. Guardia steht unverändert in Bergheim, es gibt noch junge Nachkommen von Motivator und Soldier Hollow.

Guadalupe, diese harte Rennstute, ist jedoch ein Volltreffer in der Zucht, wie im Pedigree der Woche detaillierter nachzulesen ist. Mit dem aktuellen Gr. I-Sieger Guignol (Cape Cross) und dem jetzt in Australien stehenden Guardini (Dalakhai) hat sie in erster bzw. zweiter Generation zwei weitere potenzielle Deckhengste gebracht. Sie hat eine Jährlingsstute von Lawman und ein Stutfohlen von Australia.

Guiliani lief dreijährig viermal, er gewann auf Anhieb im April in Frankfurt, einige Wochen später dann in einem Listenrennen in Maisons-Laffitte. Letztes Jahr kam er zu zwei Erfolgen, in der Frühjahrs-Meile (LR) in Köln und im Großen Dallmayr-Preis (Gr. I) in München. Davor und danach gab es eine Reihe von sehr guten Platzierungen, viermal war er Zweiter in Gruppe-Rennen, am Ende der Saison Vierter im Premio Roma.

2016 begann sehr hoffnungsvoll, denn er holte sich im April in Düsseldorf die Frühjahrsmeile (Gr. III) gegen Lucky Lion (High Chaparral). Er sah damals hervorragend aus, gewann in gutem Stil und schien vor einer großen Saison zu stehen, doch kam schon kurz danach die Nachricht von seinem Karriereende.

Sein Vater Tertullian (Miswaki) ist stets etwas unterschätzt worden. Immerhin war er selbst ein sehr gutes Rennpferd auf kürzeren Distanzen, er stammt aus der Galileo-Familie und war Championvererber. Schlenderhan hat ihm stets gute Chancen gegeben und ist auch mit einigen hervorragenden Pferden belohnt worden. Von seinen Söhnen sind bisher Mawingo in Australien und Russian Tango in Deutschland in der Zucht, zu erwähnen ist zudem Irian, der in Hong Kong rund 18 Mio. Euro verdiente.

Guiliani startet an der Seite seines Vaters mit einer Decktaxe von 3.500 Euro in die neue Karriere. Das ist auf dem unverändert nicht einfachen deutschen Hengstmarkt ein sicher fairer Tarif. 

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