2013-06-01, Epsom Downs, 5. R. - Investec Derby

Mit der Namensgebung von Rennpferden ist das immer so eine Sache. Die Kollegen von der "Racing Post" haben gerade nachgewiesen, dass es nicht unbedingt angeraten ist, Pferde mit dem Namen Unbeatable oder The One and Only zu belegen, damit würde man die nur unter Druck bringen, sie waren denn auch sehr langsam. In Deutschland entbehren Namen mit dem Zusatz Champion oder König nicht einer gewissen Gefahr, auch wenn es in grauer Vorzeit einmal einen Vollblüter namens Sieger gab, der das Deutsche Derby gewonnen hat. Andererseits sind Pferde namens Looser sieglos geblieben und Waldzwerg hat in seiner Karriere nur in Hooksiel gewonnen. Als vor Jahrzehnten einmal eine Auktion mit dem Jährling Abbau begann, war der Umsatz entsprechend.

So gesehen war die Namensgebung von Ruler of the World, vorgenommen wie stets im Hause Coolmore von Sue Magnier, schon etwas gefährlich. "Wir hatten", so erinnerte sich John Magnier, "einige nicht besonders schnelle amerikanische Präsidenten." Bislang ist aber alles gut gegangen, der Hengst ist am Samstag auch beim dritten Start seiner Laufbahn ungeschlagen geblieben, ob er ein wirklicher "Herrscher", zumindest der Vollblutwelt sein wird, das dürften die nächsten Starts zeigen. Denn unstrittig ist, dass es ein merkwürdiges Derby war, eines ohne Tempo, in dem der heiße Favorit Dawn Approach (New Approach) nicht zu halten war und am Ende völlig einbrach und auch der deutsche Vertreter Chopin einen suboptimalen Rennverlauf hatte.

Das soll aber ganz gewiss die Leistung von Ruler of the World nicht schmälern. Er hatte im April auf dem Curragh ein erfolgreiches Debut in einem 2000-m-Rennen gegeben, hatte dann in Chester die mit gerade vier Pferden besetzten Chester Vase (Gr. III) gewonnen, gegen übersichtliche Konkurrenz. Zuletzt hatte der legendäre Shergar (Great Nephew) 1981 das Double Chester Vase/Derby geschafft. In Epsom war er nicht die erste, wohl aber hinter Battle of Marengo die zweite Coolmore-Wahl. Sein Erfolg ist vom britischen Chefhandicapper Phil Smith mit einer Marke von 120 bedacht worden - der niedrigsten für einen Derbysieger in diesem Jahrhundert. Was aber aus seiner Sicht nur eine Momentaufnahme ist, er ist sicher, dass sich das Pferd weiter steigern wird, hat nur die Leistung von Epsom an sich bewertet.

Ruler of the World hat ein richtiges Deckhengstpedigree. Zu seinem Vater Galileo erübrigt sich jeder Kommentar. Er stellte in diesem Rennen den Ersten, Dritte, Vierten und Sechsten, der Zweitplatzierte stammt von seinem Sohn New Approach. Tags darauf war Intello der 34. individuelle Gr. I-Siegers des Coolmore-Hengstes.

Die Mutter von Ruler of the World hat Coolmore 1999 bei der Jährlingsauktion in Saratoga für 1,35 Millionen Dollar gekauft. Für diesen stolzen Preis hat sie elf Starts benötigt, um ihre Maidenschaft abzulegen, das war im August 2001 über 1600m im irischen Naas. Immerhin war sie dort noch Dritte in einem Listenrennen und war zweijährig Dritte in den Killavullen Stakes (Gr. III). In der Zucht aber hat sie sich bisher mehr als bezahlt gemacht. Ihr Erstling Duke of Marmalade (Danehill) hat fünf Gr. I-Rennen gewonnen, er steht in Coolmore als Deckhengst, gerade in den letzten Wochen haben seine Produkte - sein erster Jahrgang ist dreijährig - auf sich aufmerksam gemacht. Weitere Nachkommen sind Countess Lemonade (Storm Cat), listenplatziert in Frankreich und Dritte in den Athenia Stakes (Gr. III) in Belmont Park. Zwei andere Töchter sind bereits in der Zucht, ein zwei Jahre alter Hengst ist von Montjeu, ein Jährling von Galileo."In diesem Jahr stand sie eigentlich auf der Liste von Fastnet Rock", berichtet John Magnier, "ich habe dann aber Aidan O'Brien nach seiner Meinung zu Ruler of the World gefragt und habe sie nach seiner Antwort dann erneut zu Galileo geschickt." Die nächste Mutter Lassie's Lady (Alydar) ist Mutter von insgesamt neun Siegern sowie Halbschwester des Championfliegers Wolfhound (Nureyev) und von Weekend Surprise (Secretariat), mehrfache Gr. III-Siegerin und Mutter der Cracks Summer Squall (Storm Bird) und A. P. Indy (Seattle Slew). Ganz weit hinten im Pedigree findet man noch einen Namen einer deutschen Stute, der von Miss Lips (Big Shuffle), Listensiegerin und Gr. III-platziert.

Wie stets, wird Aidan O'Brien bei der großen Zahl ihm zur Verfügung stehender Dreijährigen über weitere Ziele seines jüngsten Derbysiegers kurzfristig entscheiden. Schließen wir also mit der Einschätzung bezüglich Ruler of the World von Jockey Ryan Moore, wie es dessen Gewohnheit ist, sehr sachlich: "He could make up into a real nice horse."